113. Bandaufnahme in Ravensburg, 28. August 1991
Frage: “Ich denke daran, daß jeder Mensch, in welcher Form auch immer, sein ganzes Leben lang auf der Suche ist nach einem Partner und gewissermaßen auch nach einer Erfüllung durch diesen Partner. Aber ich weiß nicht, ob man diesen Zustand überhaupt hier erreichen kann. Ob man vielleicht irgendeiner Illusion hinterher läuft. Man ist ständig auf der Suche nach einer Zufriedenheit für sein Leben und glaubt, man findet sie erst, wenn man diese Partnerschaft gefunden hat.“
Wir haben verstanden deine Frage. Und sie ist absolut ein Grundprinzip des Lebens überhaupt. Die Erfüllung, wie du sagst, oder die Vervollständigung - das ist kein schönes Wort - die Abrundung vielleicht, oder das Idealgefüge zu ersehnen - das ist ein Grundprinzip der für ein Menschenwesen erfaßbaren Bezüge - absolut. Die Frage ist natürlich vom Ende her gestellt, und wir werden versuchen - Amaryllis hat uns schön öfters Vorhaltungen gemacht fast, daß unsere Äußerungen zu kompliziert sind, zu wenig griffig... Wir werden also versuchen, unsere Bilder anzugleichen an das Vorstellungsvermögen eines unbefangenen Menschen. Aber es ist immer schwierig, sozusagen absolute Gegebenheiten einzufärben oder umzuformen in die Befangenheit eines menschlichen Bewußtseins. Wir haben oft schon das Thema des Duales gestellt bekommen. Ein “Dual” - in diesem Wort ist bereits das Wort “Zwei” eingeflochten. Aber in unserem - “Sprachgebrauche” kann man nicht sagen - in unserem Bedeutungsinhalt ist die Zahl eins im Grunde eine Zwei, die sich so ineinander verflochten hat, daß sie in der Effektivität einem Ein-Wesen entspricht.
Wir haben schon übertragen diese Ein- und Zweipoligkeit auf euren Gottesbegriff, der in den christlichen Offenbarungen oder in den christlichen Gepflogenheiten falsch ist. Denn ein - soweit man dieses Wort wörtlich nimmt, wollen wir einmal sagen - dieses Wort “Vater” ist ein Kupiert-Sein des Göttlichen. Denn ein Vater ist nur existent im Wesensaustausch mit einer Mutter, und so ist ein Göttliches ein Paariges, ein Dual, und ein Ideal, dem auch ein Menschenwesen, wie du sagst - in deinem Fall ist es ein Frauenwesen - insofern nachstrebt, als ein göttliches Fünkchen in jedem Seienden glüht. Und ein weibliches warmes Leben ist zu seiner Erfüllung absolut angewiesen auf die Ergänzung durch ein männliches Wesen. Dabei wollen wir einmal ausklammern das “Geschlechtliche”, wie ihr sagt. Das ist selbstverständlich das Ideal, ein Übereinstimmen in den physischen Reaktionen mit den Bedürfnissen und dem Hunger des Seelischen nach einem Du und der Erfüllung in einem Ja zum Leben überhaupt.
Ein Menschenwesen ist sozusagen halb, wenn man so möchte, und das Paar ist die Ziffer eins und eine Voraussetzung, um sich zu empfinden als wunschlos eigentlich, als ein seliges Sein, das sogar das Denken verloren hat, nur noch ist. Und diese Bedingung einer weiblichen Seele und eines männlichen Seelenkindes ist also göttlich. Und wir sind immer noch eigentlich betrübt über diese Auslegung eurer kirchlichen Vertreter, die einen solchen Akt der Liebe, einen solchen Vollzug auch in den körperlichen Befunden, betrachten als eine Sünde. Das ist ein Verbrechen, eine Einrichtung - das ist nicht das richtige Wort - ein Grundprinzip im Menschsein, das sich doch erfüllt in der Annahme eines Pendant, eines Gegensatzes, der dich vollkommen erlöst in dich selbst - ein solches Gegebensein in Mißkredit zu bringen und zu entheiligen. So sehen wir das. Zu “entheiligen” - das ist absolut richtig.
In unseren Betrachtungsweisen ist eine Ehe oder das Sich-Beglücken eines Menschenpaares heilig und nicht Sünde. Und eure geistlichen Herren wären gut beraten, einmal zu brechen mit diesen überkommenen und im Leben überhaupt nicht praktizierten Vorurteilen, die ein unbefangenes Menschenkind verunsichern und unter Umständen so frustrieren können, daß es sich scheut - und nicht nur scheut, auch im Versuch scheitern muß, sich auszuliefern einem Gegenpart in Liebe und in Aufgabe seiner eigenen Beharrung eigentlich.
Die Suche nach einem Partner, hast du gesagt, oder das Verlangen nach einem Partner, ist also ein Grundprinzip des Lebens überhaupt und göttlich. Absolut. Diese Frage, die du angeschnitten hast, ob ein Partner, der dir entgegenkommt, mit dem du vielleicht lebst, oder gelebt hast, deine Ideal-Vervollkommnung ist - diese Frage ist in einem irdischen Leben nie zu beantworten definitiv. Es ist vielleicht ein Gefühl. Aber eine Feststellung, eine Behauptung, eine Bestätigung ist eine Überzeugungssache in den menschlichen Bezügen.
Diese Frage ist natürlich sofort im logischen Zusammenhang abhängig von einer zweiten Frage: Warum ist eigentlich dieses Ideal eines Paarigen, eines zweiseitigen Ganzen, Runden, scheinbar zum mindesten auseinandergebrochen in zwei Pole, die sich bedingen und sich suchen und natürlich auch einem Versagen ausgeliefert sind? Oberschwellig gesehen, müssen wir hinzusetzen. Diese allerletzten Fragen sind auch für uns nicht zu beantworten: Warum in den göttlichen Bezügen dieses Merkwürdige Geworfensein eigentlich besteht, zum mindesten in der Philosophie eines Menschen, oder auch in seiner Religion. Ihr habt natürlich in allen Religionen gewisse Bildmotive, die für die Mentalität früherer Epochen auch richtunggebend waren. Ein “Sündenfall”, ein “Verführtwerden” durch ein Drittes zum Aktivwerden eigentlich. Zum Aktivwerden - das ist richtig, Amaryllis. Zum Aktiv-Werden. Das ist. ein Thema, das wir also in der letzten Konsequenz nicht beantworten können: Warum ist ein “Engel” - um einmal mit eurem Vokabular zu reden - mit seinen zwei Flügeln und seiner in sich ruhenden Vollkommenheit des Einen im Zwei in eurem Bewußtsein jedenfalls zerrissen in seine beiden Flügelhälften?
Im Prinzip ist das gar nicht richtig. Denn das ist nur gültig für die menschliche Phase dieser Bewußtseinsform. Es gibt Wesen, die - mehr, als ihr übrigens glaubt - die im Erfülltsein sich ausgeliefert haben dem göttlichen Allsein. Äußerlich gesehen ist es das Ideal in euren Klöstern oder in den Menschenkindern, die - oft verdorben durch eure Kirchen, glauben, sündlos zu leben, indem sie sich distanzieren von einem anders gepolten Partner, zum mindesten im körperlichen Vollzuge. Dieses - - - Unsere Ami ist sehr angeschlagen, ihre Konzentration... Verzeiht! Wir müssen sie noch mehr einschläfern...
Das Vollkommene also Eine ist eine Zwei, verschlungen in den Gegensatz des Bestehenden überhaupt. Denn der ganze Kosmos, soweit ihr ihn erforschen könnt, und das ganze geistige Feld, soweit man es denken kann, ist überhaupt nur denkbar im Affront mit einem Spiegel zum mindesten, der zurückwirft etwas, das du erkennen kannst. In euren Übersetzungen, das haben wir schon erfahren, der Bibel, ist dieses Wort “erkennen” absolut gleichbedeutend mit sich wiederfinden in einem Partner im körperlichen Vollzuge - absolut! Die Übersetzung spricht auch davon, im Erkennen eines Selbst-Sein im Erleben einer anderen Spiegelhälfte - absolut ist das richtig ausgedrückt, Amaryllis - beruhige dich bitte!
Ein Bestehen ist nur fundiert in der Ergänzung durch ein Erkennen in euren menschlichen Bezügen, absolut. Ihr habt dafür verschiedene Organe erhalten. Eure Sinne zum Beispiel. Eure Augen, ein Gehör, ein Tastsinn, ein Geruch... Ohne das Entgegenkommen eines aufnehmbaren Gegensatzes ist dieses Sinnenleben zerstört. Und ein Wesen in der menschlichen Ausformung würde sich nicht als ICH erkennen können, als ein bewußtes ICH - ich bin ich im Gegensatz zu einem anderen, wenn es diese Gegensätzlichkeit nicht gäbe. Ein Frauenwesen kann sich nur als Frau empfinden im Gegensatz zu einem männlichen Partner und umgekehrt. Das ist natürlich eine Binsenwahrheit.
Aber gerade diese sogenannten “Binsenwahrheiten” sind viel tiefgründiger, als ihr glaubt! Und es gibt ganze Philosophien, die sich auf diesen Binsenwahrheiten aufbauen und sie zerpflücken. Es ist sehr einfach. Es gibt ein Bestehen nur im Sinnbild einer Waage, die durch eine unbekannte Größe in das Gleichgewicht eingependelt wird, und im Grund auch durch eine unbekannte Größe aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
Natürlich sind am griffigsten die Begriffe Sünde und Schuld, die man auf sich nimmt. Aber warum? Dieses Warum... Wir haben schon dieses Problem ausgedrückt mit einem Körnchen Gift, das die Gesundheit eines Menschen immer wieder aufruft, aktiviert, zu einer Kreisung anregt, wenn man so möchte. Denn das Leben ist ja kein Stagnieren in einem Stadium. Es ist ein Strömen, im Bild gesprochen, es ist ein Pulsieren, ein Vibrieren, ein Atemholen, das Auf und Ab einer Schaukel... Es gibt unendlich viele Vergleiche und Bilder, die man heranziehen kann. Aber: Ein jedes Auswägen, ein jedes Schaukeln, ein jedes Rieseln einer Sanduhr bedarf eines Impulses, eines Befehles eigentlich, einer Impfung, um diese Maschine in Schwung zu setzen.
Das habt ihr ja alles in die Praxis umgesetzt in euren technischen Dingen. Ein Apparat in seiner ganzen Perfektion ist angewiesen auf eine Energie, die diese Apparatur, diese Maschinerie anwirft oder in Bewegung setzt. Das habt ihr doch eben bemerkt: Das Vergessen einer Tastatur, das Versäumen einer Energie läßt einen Apparat verstummen, respektive er wird gar nicht sprechen oder sich in Bewegung setzen. Und dieses Rätselhafte - im großen Wurf gesehen - diese Energie ist Gott. Nichts anderes. Es ist eine absolute Energie, die sich einer jeden Beurteilung entzieht, die einfach ist, und die sowohl ihr als auch wir annehmen müssen als gegeben. Und wenn die Menschen sich hier ein Wort formuliert haben, ist das absolut rechtens. Denn in der Phase der Sprache, in der ihr euch ja befindet, des Austausches durch nicht nur phonetische, auch durch die geschriebenen Worte - in dieser Phase ist die Kommunikation zwischen allem Seienden angewiesen auf die göttliche Impfung, die ihr glaubt lösen zu können mit Formeln, mit Zertrümmern von Bausteinchen, die das Gerüst und das Gewebe bilden eures Universums. Es wird euch niemals gelingen, diese letze Zertrümmerung zurückführen zu können auf die Antwort auf das Warum. Niemals.
Unsere Schwester fragt: Die Suche nach einem Partner... Sie ist euch nicht nur eingepflanzt, sie ist euch sogar aufgegeben in irgendeiner Form. Denn auch dieses menschliche Leben dient dazu, euch den Partner zu offenbaren, der einzig - einzig die Erfüllung bedeutet, die euch zum Engel wieder zurückführt, Wir sagen “scheinbar”. Denn eine Verdunkelung, eine Verschattung in eurer heiligen Helligkeit bedeutet ja nicht ein Ausgelöschtsein. Es ist nur ein Nicht-Wissen, eine gewisse Blindheit. Das ist richtig. Aber diese geistige Blindheit ist heilbar. Und es ist eine Erfahrung, seit die Menschen bewußt sich auch in der Sprache äußern, aber nicht nur in der Sprache, auch im Empfinden - es hat immer solche Einbrüche des Göttlichen unmittelbar gegeben in ein Menschenwesen. Ihr sprecht von Mystikern, von einem gewissen Überwältigtwerden aus einer Welt, die euch nicht in eine Formel aufzulösen ist. Und diese Erfahrungen können so umwerfend sein für eine menschliche Mentalität, daß die Frage der menschlichen Partnerschaft sogar in den Hintergrund tritt, sogar unmöglich werden kann unter Umständen, da dieses Wesen, um mit euren Worten zu reden, eingegangen ist in die absolute Partnerschaft mit dem unaussprechlichen göttlichen JA. Und sozusagen über diesen Kulminationspunkt auch seinen Partner wissend erhalten wird.
Aber deine Frage, ob dieses Stadium in den menschlichen Jahren oder in dem menschlichen Leben -
(Kassettenende)
Ergänzung am 31.8.91 bei der Abschrift:
Wir werden mit Leichtigkeit das fehlende Schlußglied im selben Sinne übertragen in einem neuen Satze: “Selbst die Findung im angestammten einzigen sakralen WIR in dieser Phase der Inkarnation bedeutete nicht mehr als die Aufforderung, auch im Nichtwissen weiterzuschreiten auf dem irdischen Datum, das nichts bedeutet als den Willen, sich selbst zu werden. Auch im Leiden und Verzichten lebt die Gewißheit, heil zu sein im Göttlichen Augenblick.
Amen