Gott und Luzifer

AMARYLLIS

82. Bandaufnahme in Tettnang, 9.11.1985

Frage: Aus Gott, dem Vollkommenen, kann doch nur Vollkommenes hervorgehen? Woher kommt der Falschgedanke, der Fehlgedanke Luzifers, der dann zum Sturz führte?

Ich bin also Sirius und freue mich, ein Thema aufgreifen zu dürfen, das eigentlich an die Wurzeln greift dessen, was ein Menschenkind noch einbauen kann in seine Grunderfahrung. Ein Wesen fragt: (Frau Lerch): “Ich habe gelernt und ich glaube, Gott ist das Vollkommene, das Geschlossene, das Endlose und Anfangslose. In unseren Büchern, die wir heilig nennen, steht geschrieben ‘Gott schuf die geistige Welt und einen Ausdruck eines Wesens, der in eurem Sprachgebrauche Luzifer genannt ist...’” Ein Schöpfer also ist sich selbst geworden in diesem Engelwesen. Nichts anderes. Das hat unsere Freundin vollkommen richtig erfaßt. Wenn aber ein Vollkommenes etwas erschafft, das die Gabe hat, sich zu widersetzen, dann muß dieses Prinzip des Widerspruchs auch in diesem schöpfenden Kräftespiel selbst eingeplant sein.

Wir sind schon gefragt worden: Warum ist unsere Welt, auf der wir im Augenblick jedenfalls uns bewähren sollen, ein Tummelplatz von Negationen, ein Schlachtfeld von Intoleranz, von Unliebe? Dazu möchte ich eines sagen: Dieses Phänomen eigentlich des göttlichen Sich-Selbst-infragestellens ist bestehend auch in unserer Welt. Denn ein jedes Wesen, das entbunden wird in seine Lichtgeburt, bleibt auch als Freiwesen sich selbst, ewig. Und unsere Freundin, die schon gefragt hat (Frau Meister). “Ein Wesen das stirbt - wird es verwandelt, erwarten es seine Verwandten?” Dazu möchten wir sagen: Dieses Kleid das ihr tragt, dieser Körper, ist wirklich nur eine Hülle, die die Wesenheit selbst beschwert - die meisten Menschen empfinden das so. Aber die seelische Substanz eines Wesens ändert sich nicht durch den Hinübertritt in ein anderes Leben. Es ist sehr wohldurchdacht, daß die Menschen auf ihrer Erde immer den Stachel in sich tragen, zu fragen, sich zu entscheiden, und auch “nein” zu sagen.

Ein Vollkommenes ist ein Seiendes, das in sich birgt alle Möglichkeiten, und alle Unmöglichkeiten nicht in sich birgt. Ein Menschenwesen zum Beispiel ist ein bewußtes Wesen, das sich selbst erkennt als eine Persönlichkeit, und ein anderes Wesen respektiert als eine andere Persönlichkeit. Also ist ein Menschenwesen als geschöpftes Mögliches aus dem göttlichen Grundprinzip auch der Spiegel eines Göttlichen Bewußtseins. Das ist ganz logisch. Ein Bewußtsein also im Freigeistigen, das verglichen werden kann mit der Ichheit eines Menschenwesens und mit der Möglichkeit, etwas nicht zu wollen.

Dieses nicht wollen im Bewußten ist das Privileg des Menschen auf diesem Planeten. Keine andere Wesenheit, kein Tier und keine Pflanze, kein Mineral, kein Gas - nichts - hat die Möglichkeit, bewußt sich zu entscheiden zwischen verschiedenen Angeboten. Die Tiere zum Beispiel leben nach ihrem Instinkt. Die erzogenen Tiere, die ihr euch haltet in euren Häusern oder in euren zoologischen Gärten, sind alle verfälscht. Sie sind sich im Grunde unähnlich geworden. Sie sind domestiziert und gezähmt, vergewaltigt, und was ihr vielleicht als ein Nicht-Wollen betrachtet, ist lediglich die Angst vor Strafe, vor einem Schlag zum Beispiel oder die Erfahrung, daß auf gewisse Reize gewisse Auslösungen sich manifestieren. Aber ein Tier in der Wildnis, das denkt nicht - das lebt, das ist, und ist ewig gebannt in dieses Stadium - das müssen wir einmal aussprechen. Es ist nicht richtig, wie gewisse Weltanschauungen verkünden, daß das menschliche Wesen sich entwickelt hätte aus einer unbelebten Materie. Das ist falsch!

Ein Bewußtwesen, wie es der Mensch darstellt, ist ewig ein Bewußtwesen gewesen und wird es ewig sein. Was euch beunruhigt, ist die Tatsache, daß dieses göttliche Geschöpf, das ihr doch alle darstellt, nicht mehr ungebrochen leuchtet aus Gottes Herzen. Die Strahlen, die ihr um euch schart, sind mit Farben durchsetzt, mit Schwingungen aufgeladen, die auch Gott sind. Das ist eines der schwierigsten Themen, die ihr uns gestellt habt, und im Grunde ist die letzte Antwort immer eine Frage, auf die niemand antworten kann. Denn speziell ein menschliches Bewußtsein kann höchstens sich einschmiegen in die Schwingungen der Fragelosigkeit. Aber so lange ein Wesen sich nicht selbst geläutert hat zum - “ich weiß nicht, Sirius was soll ich sagen?” (fragt Ami) - geläutert hat zum - Abba? Das ist gar nicht schlecht, Abba? Zum Widerspiel? Nein, das ist falsch. Nicht Widerspiel? Nein. Zum Weißen Licht - jesche (ja), das ist gut! Zum Weißen Licht... zum Weißen Licht...

“Ich weiß nicht mehr, wie ich angefangen habe mit dem Satz, Dai!” (entschuldigt sich Ami). Das ist doch nicht schlimm, Ami! Das ist gar nicht schlimm. “Es ist überhaupt viel zu schwierig”, (fährt Ami fort), finde ich...”. Es wird noch viel schwieriger werden, Ami... Wir wollten ganz klar und ganz einfach sagen, daß ein menschliches Bewußtsein und auch viele freigeistige Wesen in unserer Welt die Reinspiegelung aus der absoluten Konzeption verloren haben. Aber warum? Das greift zurück auf ein vielleicht unverständlich erscheinendes Gesetz, daß ein Sich-Bewußt-Werden nur erlebt werden kann im Erfassen eines “Nein”.

Ein Wesen eurer Stufe weiß ganz genau, wie wichtig es ist, nein zu sagen zu gewissen Strömungen, Forderungen und Ungezogenheiten eurer Epoche. Das ist das Edelste am Menschen, die Wahl zu haben zwischen den Wegen, die zu dir selbst nach Hause führen in dein Anfangs-Wort, des Ja(h). Ein Menschenwesen ist Gott - nichts anderes! Denn das göttliche Prinzip kann nur sich selbst “erschaffen”, wie ihr sagt, ausleben und sein. Warum dieses Bewußtsein des Göttlichen Selbst dieses Nein benötigt, das wissen wir nicht. Aber die absolute Bewegung, möchte ich einmal sagen, ist nur ein Ewiges im Wissen um einen Zustand, der stagniert.

Das sind unendlich schwierige Texte, und wir wissen nicht, inwieweit unsere Hörer überhaupt Interesse daran haben, dieses Thema weiter zu verfolgen. Aber die Offenbarungen in euren Büchern sind natürlich in Bilder gekleidet, die die Absolutheiten in Relation setzen zu euren eigenen Erlebnisfähigkeiten. Und die Menschheit auf diesem Planeten ist selbst ein bewegendes, das gehalten ist, um zu leben die Unruhe in sich nicht sterben zu lassen, die ein jedes Werk treibt.

Die “Unruhe “, haben wir gesagt, die das Werk treibt ---

Wir haben gesagt, ein Bewegendes braucht einen Anstoß, irgendeine Essenz oder einen Antrieb. Dieser Antrieb ist umschrieben mit Heiliger Geist der durchtränkt das Universum, und auch die Materie. Wir werden nicht müde, das zu betonen, daß auch die Materie im letzten Grundprinzip ein Geistiges darstellt. Die Umschreibung mit “Leben” also ist die Alternative zum Nicht-Leben. Die Umschreibung “Ja” sagt, es gibt ein Nicht-Ja. Das Bild eines “Weißen Lichtes” zeugt die Alternative, es gibt Farben und es gibt Dunkelheit. Diese Offenbarungen in eurer Bibel sind selbstverständlich gekleidet in Bilder. In unserer Sphäre gibt es zum Beispiel keine Namen, wie ihr sie tragt und wie ihr sie allen Dingen und auch Gefühlen, Empfindungen, Erfindungen zulegt. Das ist menschlich und notwendig zur Orientierung eines Menschen auf dieser Welt. Denn auch dieses Leben auf diesem Planeten wäre tot in unserer Sprache oder Definition, wenn nicht ewig dieser Stachel des Forschens und Erkundens euch weitertreiben würde. Und gerade auf dieser Ebene ist das Nein gerufen, Einhalt zu gebieten einem uferlosen Forschungsdrange, der eingreift in die natürlichen Prinzipien eures Planeten und unter Umständen ein definitives Nein setzt der Auflösung.

Wir wissen, daß euch diese Spotlights - aber Ami! Nicht Spotlights?.... diese einzelnen Formulierungen aus der Möglichkeit vielleicht zusammenhanglos erscheinen. Wir wollen uns herantasten, an das Göttliche Nein zu sich selbst. Und das ist am besten möglich aus eurem eigenen Erfahrungsbereich. Denn ein Menschenwesen in seiner sehr beschränkten und verdunkelten Existenz schwingt genau im göttlichen Prinzip, sonst wäre es nicht existent, und ist gerufen, sein Nein zu rücken an das - in die Theorie eigentlich. In die Theorie, in dem Sinne, daß dein Leben ein Ja ist zu - - - dir selbst. Genau, Amaryllis! “Wirklich ?” Jesche (ja) zu dir selbst.

Ein Wesen, das Ja sagt zu sich selbst, weiß um sein Nein und ist gehalten, die Bahn einzuhalten auf seiner Kreisung, die das Nein verweist in die ewige Unbekannte, die in allen euren geometrischen, mathematischen Berechnungen die letzte Zahl darstellt nämlich ein Offenbleiben. Eine jede Gleichung endet im Ungleichen. Die letzte Frage wissen wir nicht zu beantworten. Und dieses Unbeantwortete ist der Stachel des Lebens, der die Uhr treibt ewig im Kreise, ewig in sich selbst ruhend.

Dieses “Böse”, von dem ihr sprecht, ist der Stachel, der das Positive antreibt, sich selbst zu bleiben, oder, in eurem Falle und auch in unserem, wieder zurückzukehren in dein Ideal der Idee. Nichts anderes!

Alle diese Formulierungen sind nichts anderes als Versuche, das Unsprechbare noch einzukleiden in ein Wort. Denn in eurer Welt sind die Worte die Fühler, die ihr ausstreckt, und die Tastwerkzeuge, um euch gegenseitig anzunähern. Es ist merkwürdig, daß die Menschen vergessen haben, daß die größte Erfüllung sich findet in der Sprachlosigkeit, die keine Worte mehr braucht und keinen Spiegel, kein Gegenüber, außer das einzige Spiegelbild in deiner Möglichkeit, das du selbst bist im DU. Im Du. Ja ja. Ein dornenvoller Weg...

Die Göttliche Bewußtheit also, die ihr selbst in euch tragt, braucht ein Bewußtsein des Nicht-So-Seins, um ein echtes Ich darzustellen. Ihr nennt es Gott. Wir sagen, ein Verschlungenes im Anfang und Ende, oder im “wo seid ihr eigentlich?”(fragt Ami beunruhigt). Wir sind alle da, Ami... ein Verschlungenes im Ja(h). Aber ein Ja ist bezogen auf die Liebe, und die Liebe ist bezogen auf die Zwei im Einen. So ist Gott die Zwei im Einen, die Zwei im Einen, die weiß, die größte Wunde ist der Verlust des Du. Und dieses Prinzip ist im Bilde gesprochen die Unruhe, die das Universum treibt und im Gleichgewicht hält. Warum ein nein, warum eine Möglichkeit, zu sich selbst nein zu sagen - das wissen wir nicht.

Aber unsere Schwester und Freundin (Frau Lerch) ist eine scharfe Denkerin. Ein jedes Schöpfertum kann nichts anderes hervorbringen als immer nur sich selbst. Und auch die Unaufgelöstheit ist ein - - (Ami ringt verzweifelt um die Formulierung) - nun Ami? “Ich weiß nicht!” Die Unaufgelöstheit ist ein Schritt zur Acht die verbindet die Prinzipien des Du in sich selbst. Ohne dieses Nein gäbe es kein Göttliches Bewußtsein. Aber warum - das wissen wir nicht. Wir wissen nur, daß dieses Nein sehr sinnvoll ist. Denn alles Seiende ist der Sinn, zum mindesten in der Beziehung, daß ein Menschenkind unterscheiden kann, oder es lernen muß als Bewußtwesen das Ja zu wählen und das Nein zu verweisen in die Möglichkeit, die - “Ich bin müde, Vater! Ich bin müde!” (klagt Amaryllis). Ja, Ami - verweist in die Möglichkeit und in die - - -(Ami schweigt) - nun? “Ich weiß nicht!” ... in die - in die - Dai sag du’s!”. (weicht Ami aus). Oh nein! ... verweist in die (Ami ringt um die Formulierung) “ich weiß es nicht! Wie heißt es, Sirius?” ... die Möglichkeit des Nein verweist in die Un-Zahl oder in das .... “ich bin müde...” ... in das absolute Sein, das als Erfaßbares ein ewiges Rätsel für ein Menschenkind bleiben muß, und damit den Motor bildet, der dich zwingt zurück auf deine Lichtstraße, die endet im Herzen Gottes.

Das sind alles Bilder. Und ein Warum ist eine menschliche Frage. Das Göttliche Prinzip ist, und trägt sein Nein ohne Warum. Und damit müssen wir uns zufrieden geben. Wir können euch nicht mehr sagen als das eine: Das Böse, wie ihr sagt, das Negieren als das sehen, was es ist: nämlich der Garant des Positiven, der Garant des Ja des Lebens und des Kreisens in der Liebe. Wie könnte sich die Liebe fühlen, ohne die Erfahrung einer Wunde, die trotzdem heil ist - heil. Ja ja... Die Wunde... die Wunde ist die Erfahrung des Heiligen ---

Aber dieses Medium ist ---

“Ich möchte beten, Vater! Ich bin so müde ... Ich möchte ein Lied singen.” Ich habe alles vergessen... (sagt Ami).

Amaryllis singt ein Lied in einer alten vergessenen Sprache.

Vater und Mutter!
Ich bin so glücklich,
daß ein Nein eine Möglichkeit ist,
und kein Zwang!
Ich bin so glücklich,
daß eine Wunde, die blutet,
ihre Heilung kennt!

Ich möchte dich bitten,
Vater und Mutter,
daß die Wunde,
die für mich Inhalt geworden ist
meines Lebens,
offen bleiben darf
und bluten für meine Bruder und Schwestern!
Denn deshalb bin ich geboren
und gekommen,
um mich selbst aufzugeben für Dich!

Ich bin so müde,
und ich sehne mich so sehr zurück
in meinen Garten!
Aber ich weiß,
ich muß nein sagen.
Ich muß ja sagen zu meinem Leben.
Und ich weiß,
daß ich zurückkehren darf.

Und auch das, daß diese Prüfung
notwendig ist,
um Glück zu sagen.
Das Glück des

ich bin Gott!

Amen
Vater und Mutter
Amen