Gewalttätiger Ehemann

AMARYLLIS

62. Bandaufnahme in Ravensburg, 21. 12. 1985

Frage: “Ich habe eine Frage. Wie könnte ich meinem Mann helfen? Er ist sehr negativ und oft voll Unruhe und auch gewalttätig. Wie könnte ich ihm helfen?”

Antwort: Eine schöne Frage für eine Ehefrau: Wie kann ich meinem Mann helfen, der mir so viel Leid zufügt? Wunderbar. Ein Wesen, das fragt “wie kann ich helfen”, ist bereits auf dem Weg der Hilfe. Denn die Seele deines Mannes ist vielleicht ganz anders, als sich dieses Wesen gibt in seiner Grobheit oder in seiner augenblicklichen Situation. Das Schwerste, das auch Amaryllis so mit Seufzen auf sich nimmt, ist die Geduld. Die Geduld und das Ausharren. Wir glauben, daß ein Wesen, durch die stille Wärme, die es ausstrahlt, mehr nützt als durch komplizierte Aussprachen oder Vorwürfe. Es ist für uns immer schwierig, in die grobirdischen Dinge uns einzufühlen, denn diese Sphären sind uns längst entschwunden. Aber durch die Arbeit mit Amaryllis haben wir viel gelernt und haben die Sehnsucht, auch in solchen Fällen zu helfen.

Wie sollst du helfen, mein Kind? Hier ist nur eine geistige Hilfe möglich, so wie wir es jedenfalls sehen. Denn eine jede Aktivität fußt auf der geistigen Impfung, oder auf einem Anstoß
Jede Aktivität hat den Abruf oder den Anstoß im Geistigen. Und so ist eine Hilfe zunächst ein Stillhalten einer Seele, die so reich ist und so bereit zur Liebe. Dieses Stillhalten in Geduld und Liebe soll aber nicht heißen ein Hinnehmen einer jeden Lieblosigkeit oder Ungerechtigkeit. Aber wir kennen nun dieses Manneswesen nicht. Aber wir glauben, ein Bruderwesen, das im Augenblick verwirrt ist und eigentlich wie ein Blatt im Winde schwebt, das den Halt verloren hat an seinem Baum, ein solches Wesen mußt du einmal fliegen lassen wie dieses Blatt. Denn ein freies Fliegen ist zugleich die Chance für dieses Wesen, die Erfahrung zu machen, daß die Sicherheit einer Wurzel und Kraft eines Stammes mehr sind als ein Sich-Niederlassen auf unsicheren Gestaden. Du mußt dir natürlich darüber klar sein, welches Ziel du vor Augen hast: Ob du diese Ehe aufrecht erhalten möchtest unter allen Umständen, auch auf die Gefahr hin, ewig im Schatten stehen zu müssen und ausgenützt zu werden auch. Oder ob du den Kampf aufnehmen willst mit dem Geist des Negativen.

Diese Frage heißt eigentlich: Wie soll ich kämpfen? Wie soll ich meine Verteidigung einrichten, und wie meinen Angriff? Wir haben oft erfahren, daß gewisse Probleme abgenützt werden mit der Zeit, daß aufgerührte Wellen sich legen, und daß auch die lodernden Flammen einer vorübergehenden Explosion zurückfinden in ein ruhiges Feuer, das nicht verbrennt, sondern wärmt. Du, mein Kind, das sehen wir an deinen Farben, bist ein Hort der Liebe und ein Quell des Lichtes. Was wir dir sagen dürfen, ist das: Sei du selbst edel und laß dich nicht verführen, zu trüben die Schönheit dieses Gesanges, den wir hören aus deinen Farben. Eine Hilfe ist oft ein Stillhalten. Denn man muß auch den Mut haben, ein anderes Wesen sich selbst verletzen zu lassen, ohne einzugreifen. Es gibt auch eine falsche Demutshaltung, die glaubt, einem anderen Wesen die Wege ebnen zu müssen, unter allen Umständen die Steine auszuräumen zu müssen. Das ist ganz falsch! Ein jedes Wesen muß sich aufraffen, seinen eigenen Weg zu ebnen.

Du kannst nur helfen durch dein eigenes Beispiel, das du gehst auf deinem Lichtweg zu deinem Ziel. Aber das setzt allerdings voraus ein gewisses Maß an Feinheit auch deines Partners. Denn auch er kann nur so viel an Licht aufnehmen, als er bereit ist, zu spiegeln. Ein Wesen, das sich verschließt, das die Vorhänge zuzieht vor seinen Fenstern, kann die Sonne nicht sehen. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, ein Zuviel an Hilfe macht schlapp, verwöhnt. So hast du die sehr schwere Aufgabe, die Balance zu halten zwischen Aktivität und Abwarten. Aber kein Abwarten in der Resignation, sondern ein Sich-Bereithalten für jede Situation, die auf dich zutritt. Wir wünschten, dich in einiger Zeit wieder sprechen zu dürfen, und wir wünschten, daß wir einmal - ja, hm - wir hätten gerne einmal mit deinem Manne gesprochen. Aber wir wissen, wie schwierig es ist. Man darf nichts forcieren, man darf nichts herausfordern. Aber du mußt bedenken, die Kraft der Gedanken ist eine Kraft, und die Kraft des Gebetes ist eine Fürbitte, die diese Geistwesen aufruft, die deinem eigenen Mann zugeordnet sind als Helfer, als Schutzwesen. Aber auch diese Schutzwesen haben keine Möglichkeit des Einflusses, solange das Wesen, das sie beschützen sollen und wollen, nicht die Antenne ausfahren läßt und sich nicht einstellt auf dieselbe Wellenlänge. Das ist sehr schwierig.
Aber du bist noch so jung, so voll Wachstum, voll Kraft! Wir haben solches Vertrauen in dich, mein Kind! Daß du zunächst einmal dein Licht im eigenen Heiligsten brennen läßt, bis der Augenblick kommt, da du es weitergeben darfst an deinen Partner. Wir wünschten, diesen Augenblick miterleben zu dürfen! Helfen muß im Geiste beginnen; aber es gibt Wesen, die wollen sich nicht helfen lassen. wir können nur sagen: Hab Geduld und Vertrauen in dich selbst!

Amen