18. Bandaufnahme in Ravensburg
am 20.11.1981.
Frage: Wie kommt es, daß so viele Erleuchtete so unterschiedliche Auffassungen vertreten
Diese Frage ist gar nicht so schwierig, wie ihr glaubt. Ein universales ist zugleich ein unendlich Vielfaches, das haben wir euch auch schon gesagt, und dieses unendlich Vielfache hat auch unendlich vielfache Äußerungsmöglichkeiten. Wir werden einmal betrachten eine Frage, die sich bezieht auf die Aussagen aus unserer Welt, die nicht miteinander übereinstimmen. Diese wenigen - im Grunde sind es wenige - Übermittelungen aus unserer Welt stützen sich auf Wesen, die als Selbstwesen - ja, so kann man sagen - als Selbstwesen einer Sphäre angehören, und diese -Rangstufen sagen wir nicht gerne - unterschiedlichen Reifestufen haben natürlich auch unterschiedliche Erkenntnismöglichkeiten. Die meisten Wesen, die in solchen medialen Kreisen sprechen, sind noch sozusagen durchflutet von den Meinungen und geistigen Strömungen eurer eigenen Welt. Sie sind in ihrer Entwickelung noch nicht über die Äußerungen eurer Geistwesen? Das kann man schon sagen - eurer geistigen Führer im Irdischen hinausgewachsen. Sie stützen sich noch genau auf dieselben Lehren, die sie hier empfangen haben aus ihrer Kultur, aus ihrem Kulturkreise, in dem sie gelebt haben. Das beobachtet man oft.
Ein Musterbeispiel hat Amaryllis selbst gehört. Das ist dieses sehr lautere Wesen, das diese Vorträge hält, dieses Wesen, das Joseph heißt. Dieses Wesen ist niemals aus seiner eigenen pastoralen Sphäre ausgestiegen. Ein Wesen ist eigentlich ein Pfarrer im Jenseits nichts weiter und ist glücklich dabei - Warum soll er es nicht sein? Und seine Zuhörer sind auch glücklich. Diese Lehren, die er verkündet, sind gut. Aber sie sind beschränkt; auf die Zeit sogar, in der er gelebt hat, und in dieser Form. „Nicht ‘in dieser Form,’ Ama“. Seine Äußerungsmöglichkeiten sind ganz eng begrenzt auf die religiöse Erziehung, die er genossen hat, oder Ausbildung.
Das, was dieses Wesen sagt, ist also sehr individuell gefärbt, und noch nicht einmal aus ihm selbst - es ist übernommene Weisheit, die er weitergibt. Das ist nicht schlecht. Eine gute Weisheit kann man durchaus weitergeben. Allerdings kann sie sich nicht auf Gott berufen. Sie beruft sich einzig auf diese christliche Lehre, und zwar in dieser Form, in dieser engen Form, in der sie gelehrt wird, oder genauer wurde, in diesem Land, in dem dieses Wesen gelebt hat. Es gibt auch andere Interpretationsformen der christlichen Lehre. Was dieses Wesen lehrt, ist also nicht etwas, das aus dem Absoluten stammen würde. Es ist eine Interpretation eurer Heiligen Schrift, wie ihr es nennt, weiter nichts, und ich glaube, ihr seid reif genug, zu wissen, daß auch heilige Schriften Fehler haben können. Das sind äußere Gründe, die gar keinen absichtlichen Hintergrund haben müssen. Man kann auch eine Weisheit falsch interpretieren, falsch verstehen und falsch übersetzen, oder individuell zubereiten.
Das passiert tausendfach im täglichen Leben, daß man, ohne es zu wollen, etwas falsch wiedergibt, oder daß derjenige, der es übernimmt, falsch versteht. Das ist tausendfach beobachtet. Das sagt aber nichts darüber aus, daß diese geistige Welt existent ist, auch wenn sie - „das ist falsch, Ami. Existent ist sie natürlich.“ Sondern daß diese geistige Welt nicht allgemeingültige Aussagen machen könnte und auch macht. Allerdings sind diese Offenbarungen unter ganz bestimmten Voraussetzungen einfiltriert in ein Medium. Eine wichtige Voraussetzung ist die, daß dieses Werkzeug, wenn man so sagen darf, das wir benützen dürfen, selbst sich eingeflochten hat in einen göttlichen Strahl. Das ist sehr selten, aber es ist sogar dokumentarisch niedergelegt. Dieses Ergriffenwerden von Gott ist ein Eingriff in ein inkarniertes Wesen auf Leben und Tod, das ein Wesen zerstören kann in seiner Norm als Mensch.
Ein solches Wesen kann zum Beispiel so verändert werden in seinem - so abweichen von dem gewohnten Erscheinungsbild, das es bis jetzt geboten hat, daß dieses Menschenwesen eingeordnet wird in ein Krankheitsbild. Daß dieses Wesen sozusagen - das was ihr geisteskrank nennt - daß dieses Wesen von der gängigen Norm, mit der ein Menschenwesen betrachtet wird, ausschert. Daß es so anders ist, daß es nicht mehr verstanden wird. Als nicht normal. Ein Wesen aber, das diesen Eingriff übersteht, dieses Sich-Vermählen, wenn ich so sagen darf, mit seinem absoluten Gegenpol - ein Wesen, das diesen Eingriff übersteht, das ist so fein geworden, in gewissen Zentren seines Gehirnes zum Beispiel, daß eine Verbindung hergestellt werden kann zu höchsten Wesen, oder zum mindesten zu solchen, die ihrerseits wieder eine direkte Verbindung haben - zum Absoluten sogar besteht.
Dieses Stadium also - in dem befindet sich auch Amaryllis. Das ist nicht leicht. Dieses gewisse Gelockertwerden aus ihrem irdischen Empfindungsleben, das macht ein Wesen viel zarter. Es leidet mehr unter der Last des Lebenmüssens, wie Amaryllis oft klagt. Ein Wesen sehnt sich so intensiv hinweg. Es möchte heimkehren in seine eigentliche Heimat und fühlt diese Verbannung in einen Körper viel schmerzhafter als ein anderes Wesen, das ein solches Ergriffenwerden nicht erlebt hat. Es ist damit also verbunden ein Verlust und ein Gewinn zugleich: Der Verlust der Heimat, des Heimatgefühls im der Welt; ein solches Wesen ist in gewissem Sinne heimatlos geworden hier; sein ganzes Sinnen und Trachten richtet sich nach dem Jenseits, das seine Heimat wieder werden wird und noch nicht ist.
Das war eine kleine Abschweifung; aber sie scheint sinnvoll zu sein.
Solche Wesen sind es, die die Möglichkeit haben, immer anspruchsvollere Geistwesen zu erhalten und die unter Umständen ein gezieltes Werkzeug werden können, aus dem Gott spricht, um mit euren gewohnten Worten zu reden. Das klingt vielleicht; überheblich, aber es ist so! Dieses Übermitteltbekommen von Über-Wahrheiten - das ist möglich. Andererseits fragst du: sind es viele Weise oder Heilige oder große Lehrer oder Berufene oder Erleuchtete, wie ihr sagt, die Offenbarungen erhalten haben und diese auch auf das Absolute zurückführen? Und trotzdem sind diese Offenbarungen unterschieden. Das Absolute kann doch nur eines sein, ein Einziges. Diese Ursachen sind unterschiedlich. Es gibt nämlich genügend Wesen, die von sich sagen, sie seien erleuchtet, und es gar nicht sind. Sondern die ihre geistigen Fähigkeiten ausspielen, um eine gewisse geistige Macht auszuüben. Das ist sehr gefährlich. Es gibt Menschenführer, geistige Menschenführer, die unredlich sind, und sie wissen das selbst ganz genau. Sie benützen ihre Strahlkraft, ihre Lebenskunst, ihre Sprachgewandtheit vielleicht, ihren Intellekt dazu, um zu herrschen, um Seelen zu beherrschen - die Macht, die geistige Macht. Es ist für einen Menschen sehr schwierig, zu unterscheiden, aus welchem Hintergrund ein Erleuchteter, ein Erleuchteter, der von sich selber sagt, er sei einer, - aus welchem Grund er spricht. Ob er tatsächlich erleuchtet ist von Gott oder nur ...(unverständlich)
Dann gibt es eine andere Möglichkeit, daß ein Wesen tatsächlich glaubt, es sei erleuchtet, und sich irrt. Im besten Wissen und Gewissen, und trotzdem irrt. Weil vielleicht zu viel einfließt von ihm selbst oder von einer Lehre, die es gehört hat. Ein jedes Wesen ist eingebunden in seinen Volkskörper, oder in diesen Kreis, in dem es - in die Zeit, in der es geboren wird - und ganz unmerklich filtert immer ein gewisser Zeitgeist in dieses Wesen ein und auch die jeweiligen zeitgebundenen religiösen Strömungen - unmerklich oder merklich. Selbst wenn ein Wesen ablehnen sollte, hört es doch von diesen Lehren täglich - vielleicht im Unterbewußten. Es ist unendlich schwierig zu unterscheiden, in wieweit ein Unterbewußtsein sprechen wird? (war schlecht zu verstehen). Was ist ein Unterbewußtsein? Das ist auch so ein Wort, ein schillerndes. Ein Unterbewußtsein ist - man könnte vielleicht sagen, es ist ein geistiges Feld in einem Menschen, das existent ist in Gehirnzentren, aber diese kristallisierenden Zentren nicht erreicht, von denen ihr sagt, es ist ein Bewußtsein. Sie ruhen im einem Untergrund des persönlichen Menschen. Es gibt aber auch ein ganz anderes Bewußtsein, das ist eine Art Überbewußtsein, das ist ein Absolut-Bewußtsein, das in jedem Menschen vorhanden ist, unwissentlich oder wissentlich. Ein Überbewußtsein kann so verfeinert werden, daß es einmündet, schließlich, in die absolute Sphäre. Aber beweisbar ist das nie.
Wir haben gesagt, es gibt ein Überbewußtsein, das in seiner feinsten Form einmündet in das Absolute. Aber beweisbar ist das nie. In einem irdischen Daseinsform ist das geistige Absolute nie beweisbar, jedenfalls nicht für alle Menschen verbindlich. Und nun tritt dieses Stadium ein, unter dem du leidest und von dem du sagst: Wonach sollen wir uns orientieren? Das ist sehr schwierig, in eurer Zeit mehr denn je. Denn durch die Entwickelung eures Nachrichtenwesens, oder wie das heißt, diese Möglichkeiten, geistige Werte auszustrahlen und zu übermitteln, werdet ihr konfrontiert mit unendlich vielen Ausdrucksformen, die alle von sich sagen, wir kommen aus dem Absoluten. Dafür gibt es kein Rezept. Außer du selbst hast das Gefühl oder die Sicherheit, daß dieser Meister, wollen wir einmal sagen, den du dir erwählt hast, dieser geistige Führer, daß dieser Meister dir die Fähigkeit verleiht, dich als „Gott“ zu fühlen. Insofern, als du die innere Sicherheit hast, die Weisheit, die dir dieser Lehrer vermittelt, befähigt mich, meinen Gotteskern zu erkennen und zu fühlen, und mir die Sicherheit zu geben, ein Spiegel Gottes zu sein. Das ist nicht selbstverständlich.
Das hat im Endeffekt dann mit dieser Lehre nicht einmal etwas zu tun. Denn du formst sie um in deine eigenen geistigen Möglichkeiten, in die Speise, die genau dir zuträglich ist. Und welche Nahrung du zu dir nimmst, das ist ganz belanglos. Ein Mensch, der sehr ehrlich ist und willens, göttlich zu werden als ein reines Gotteskind, das nach seiner Heimat strebt, aus der es einst herausgefallen ist - dieses Wesen ist gar nicht so sklavisch angewiesen. Es hat vielleicht eine Krücke erhalten, einen Hinweis, eine Lehre empfangen, die es betrachtet, und von der es die eine Hälfte fallen läßt; und die andere Hälfte wird es emportragen zu Gott. Im Grunde ist jedes Wesen sein eigener Lehrmeister. Allerdings, das müssen wir hinzusetzen, gehört dazu eine große geistige Höhe und ein großer Mut, auch abzulehnen. Das ist gar nicht so selbstverständlich.
Es gibt genug Lehren, die von sich behaupten, daß sie bis zum letzten Buchstaben verbindlich seien, in dieser Form und ..... Und hier nein zu sagen, oder jedenfalls ein Fragezeichen zu setzen, das ist gar nicht so einfach; eine Lehre zu bejahen, trotzdem sie für sich verdaulich zu machen, aber nicht in dem Sinn, daß diese Lehre zurechtgestutzt wird, sondern daß sie meine letzte Kraft ruft (?), meine letzte Liebe und Anstrengung mobilisiert, um dich selbst zu aktivieren. Ihr habt darüber gesprochen, daß es genügend Wesen gibt, die angewiesen sind auf eine Führung, damit man ihnen etwas genau erklärt und sagt. Das ist auch richtig, wenn es aus lauterem Herzen geschieht - von dem, der lehrt. Aber Wesen, die gelernt haben, selbständig zu sein, und die nicht mehr zufrieden sind mit diesen überkommenen Weisheiten, die werden einen schmerzhaften Eigenweg gehen müssen. Und dieser Weg wird dir immer klarer werden, je länger du ihn gehst. Denn je feiner du wirst, desto empfindlicher wird diese innere Waage, die in dir schwingt, oder das, was ihr Gewissen nennt; dieses feine, göttliche Werkzeug, das in euch schwingt und euch austariert. Und eines Tages werdet ihr tatsächlich das Gefühl haben, in eine Spirale eingeflochten zu sein, die euch immer mehr in die Höhe treibt. Und dann habt ihr auch den Mut, einmal eine Lehre fallen zu lassen, die ihr überwunden habt. Es kann sein, daß ihr überhaupt keine Lehre mehr braucht - sondern daß ihr ein solch tiefes Wissen habt, daß alle diese Werkzeuge, die euch in die Hand gegeben worden sind, von euch abfallen, aus eurer Hand fallen. Ihr braucht sie nicht mehr. Keine Kirche, keine Lehre, keine Organisation, und ihr werdet selbst diesen Strahl erfühlen, der euch zu Gott führt.
Amen