5. Vortrag im Mai 1981, Jockgrim
M. bittet die Geistfreunde, die (verstorbene) Mutter von Frau W. sprechen zu lassen
Antwort:
Das ist ein anderes Thema. (Amaryllis läßt die verstorbene Mutter in sich eintreten). Es folgt eine erschütternde Szene mit der Mutter. Diese Szene wird nicht festgehalten im Manuskript.
Ich möchte mich melden. Ich bin Puntila. Dieses Wesen ist deine Mutter gewesen. Aber dieses Wesen ist noch ganz betäubt von seiner neuen Umgebung, und du mußt mit ihm Geduld haben.
Darf ich mich melden? „Ja“.
Ich bin ein anderer Geist. Ich heiße Veda. Ich bin Veda, und ich möchte zu dieser Szene eines hinzufügen: Ein Wesen, das in unsre Welt zurückkehrt, muß eine gewisse Schulung durchmachen. Ein Wesen, hauptsächlich wenn es sehr lange leiden mußte - dieses Wesen hat nicht lange gelitten in seinem Todeskampf, es hatte ein wunderschönen Tod - aber ein Wesen, das eine große Leidenszeit hinter sich bringt, braucht eine ebenso lange Zeit der Genesung auch bei uns. Es hat Helfer, es hat Freunde, die es pflegen, die ihm Mut machen und die ihm seinen Schutzgeist zuführen. Es gibt Wesen, die bei ihrem Tode gar nicht wissen, daß das, was ihr einen „Schutzengel“ nennt, eine wunderbare Tatsache ist. Dieses Wesen, das ihr Schutzengel nennt oder Schutzgeist, ist allerdings manchmal auf einem verlorenen Posten. Es bemüht sich immer um dieses Menschenkind, um seine Liebe, um seine Aufmerksamkeit - und es wird nie beachtet. Seine Existenz wird einfach annulliert in den Gedanken dieses Menschen.
Aber ein Menschenkind, das stirbt, das seine Hülle ablegt, das unterscheidet sich in der ersten Phase seiner neuen Umgebung überhaupt nicht von dem Geistesstand sozusagen, den es verlassen hat. Ein Wesen also, das nicht weiß oder nicht geglaubt hat, daß ein ganz genau für dieses Wesen verantwortliche engelhafte Geschöpf existent ist, das kann nach dem Tode auch dieses Engelwesen nicht sehen, oder diesen Geist. Es gibt sogar Wesen, die sterben und gar nicht wissen, daß sie tot sind. Sie glauben zum Beispiel, hier in diesem Hause zu leben mit euch zusammen, sie glauben sogar, sie könnten sich unterhalten mit euch. Sie sprechen euch an, und sie wundern sich, warum sie keine Antwort erhalten.
Aber dieses Wesen, das deine Mutter gewesen ist, war ein sehr frommer Mensch. Dieses Wesen war innerlich immer überzeugt, beschützt zu sein durch dieses verantwortliche Schutzwesen. Und deshalb hat es dieses Wesen auch sofort erkannt - als eine Art Lichtgestalt bei seinem Tode. Und diese Lichtgestalt nimmt sich ganz besonders persönlich an um eine Seele, die doch im Augenblick fremd ist in ihrer neuen Umgebung, die in eine ganz neue Sphäre eintritt; vielleicht ihr Leben ganz vergißt im Augenblick; oder mit so viel Fasern an ihm hängt, daß es seinen Tod gar nicht wahrhaben kann oder will.
Dieses Wesen, das deine Mutter war, und das wir Beatrice nennen...- wir haben ja meistens andere Namen, als ein Wesen in seinem irdischen Lebensweg trägt. Das ist so ähnlich, wie eine Nonne, die sich Gott anverlobt, einen anderen Namen annimmt. Dieses Wesen zum Beispiel - dieses (Veda klopft Ami mit ihren eigenen Händen gegen die Wangen) das heißt Amaryllis bei uns. Und bei euch heißt es ganz anders. Wir sprechen diesen Namen gar nicht aus - und so heißt dieses Wesen Beatrice. Aber dieses Wesen hat gewußt, daß es einen Schutzengel besitzt, wie ihr in eurer Sprache sagt oder in eurem Glaubensbereich. Und deshalb hat es die große Gnade gehabt, auch diesen Schutzengel an der Hand nehmen zu dürfen, ihn zu sehen als etwas Lichtes, Freundliches. Und dieser Schutzengel wird dieses Seelenwesen nun in eine Schule nehmen, wird es aufklären, wird ihm die Angst versuchen zu nehmen, er wird ihm erklären, auf welche Art es in dieses Wesen eingetreten ist. Warum es hat aus diesem Mund sprechen können, warum es diese Hände hat bewegen können, diese Bluse angreifen, dieses Licht erkennen.
Ein Wesen, das stirbt, muß auch eine Schule durchmachen, muß sich orientieren, muß weitergebildet werden. Deshalb sollt ihr jetzt nicht traurig sein, daß dieses Wesen seinen Namen nicht mehr erkannt hat. Daß es lange gebraucht hat, um dieses Land zu erinnern, das Deutschland geheißen hat. Das sind alles im Grunde Verfestigungen, die uns als weiterentwickelte Geister in dieser Form gar nicht mehr interessieren - ob ein Land Deutschland heißt oder einen anderen Namen hat. Wir sehen das alles in einer viel größeren Überschau, eingebunden in ein großes Weltenschicksal und nicht in ein völkisches Einzelschicksal.
Dieses Wesen, das nun zu euch gesprochen hat, und sich schlecht erinnern kann - es hat sich sogar im Vergleich zu anderen gestorbenen Wesen sehr gut erinnert - hat die Erlaubnis, wiederzukommen, wenn ihr es wünscht, und daß es sich dann besser erinnert. Vielleicht ist es ruhiger geworden, nicht mehr so aufgeregt und wird nicht mehr weinen. Aber wie gesagt ein Wiedersehen braucht immer zwei Partner und zwei Willen, zwei Bereitschaften. Wenn dieser Wille und diese Bereitschaft vorhanden sind - bei dir, bei ihr - steht von uns aus gesehen nichts im Wege, dieses Wesen ein anderes Mal zurückzuholen. Wir freuen uns.
Amen
M. bittet um ein Gebet.
Gebet einer Seele, die nach dem Licht strebt
O Eli! O Vater! O Mutter!
Ich weiß, ich bin ein Licht.
Und ich weiß,
daß ein Licht eine Heimat hat.
Ein Licht sehnt sich doch immer nach seiner Mutter?
Und ein Sonnenkind sehnt sich nach seinem Vater.
Und ich weiß,
daß ein jedes Kind seine Eltern erkennt.
Ein jedes Lichtwesen weiß,
daß das Licht zum Lichte strebt.
Und auch ein Licht, das vergessen hat -
ein Licht, das vielleicht viele Schatten an sich trägt
und das eingeschlafen ist -
ein Licht kann doch immer wieder aufwachen,
nicht wahr?
Ein Licht kann doch eines Tages die Augen öffnen
und sagen:
Irgendwo ist mein Vater und meine Mutter.
Und wenn ich mich jetzt aufmache
und diesen Lichtweg suche,
dann werde ich mich erinnern an diesen Weg.
Und wenn ich dann will,
und wenn ich den Willen habe -
Ich bin so überzeugt,
daß ich diesen Weg auch gehen kann!
Daß ich ihn gehen kann.
Und der Weg, der mir doch vorgezeigt ist,
als Weg des Lichtes,
den kann ich ja niemals verfehlen!
Denn ein Licht - das ist doch hell!
Und wo es hell ist, muß ein Sonnenkind
doch seinen Weg auch sehen!
Und deshalb habe ich auch nicht mehr Angst.
Ich will nicht mehr Angst haben,
Vater und Mutter!
Ich will nach Hause kommen!
Amen! Amen