Diesseits-Jenseits im Vergleich

AMARYLLIS

52. Bandaufnahme in Ravensburg, 12. März 1983

Frage:

Gibt es im Jenseits ein Gemeinwesen im Sinne unserer organisierten Gemeinschaft in bezug auf Aufgabenzuteilung, Zielsetzungen, Hierarchie und dergleichen?

Antwort: Ich bin Sirius. Ich habe die Auszeichnung erhalten, hier sprechen zu dürfen. Ein Wesen fragt: “Ist eine Parallele zu ziehen zwischen diesen gewissen eingebürgerten Formen auf unserem Planeten im Zusammenleben unter den Menschen im Vereine mit den Pflanzen und Tieren und Mineralien und allen diesen irdischen Gegebenheiten, die euch die Lebensvoraussetzungen bieten? Ist eine gewisse Parallele zu ziehen in unserer geistigen Welt in der Organisation, wie du sagst, dieser Wesenheiten oder dieses All-Gott-Körpers, möchte ich einmal sagen?”

Es ist eigentlich keine “Parallele” sondern dieser Planet mit seinen ganzen abgewogenen Bezügen ist nichts anderes als ein Atemzug im All-Leibe Gottes; nichts anderes als ein Spiegelchen, das den Urgedanken und die Idee Gottes widerspiegelt in seinem Dasein. Es gibt nichts im Universum, das aus dem Netzwerk oder aus diesem All-Körper separiert werden könnte. Eine jede Erscheinungsform des Möglichen in Gott ist eingebunden in die Ganzheit als Teilheit oder als Vervollständigung des Ganzen. So ist also dieser Planet mit seinen Systemen und Organisationen und Formen und Übereinkünften einzig ein Mitschwingen in dieser All-Harmonie des Alls, eine Vibration, ein Zellchen, ein Stäubchen, das - um im Bilde zu bleiben - sich in dieser Lichtspirale mitdreht, das mitwirbelt, das diesem All-Leben die Vollkommenheit mitverleiht durch sein Dasein.

Dieses Mitschwingen eurer Lebensformen also ist schon ein Teil dieses All-Lebens. Ein Bruderwesen fragt: Ist in eurer Welt eine Ähnlichkeit zu sehen in Bezug auf die Organisation eurer Welt? Nichts, was geschieht im All-Leben Gottes, geschieht für sich allein; sondern ist alles ein Weben und Schweben, ein Pulsen und Durchdringen der Allheit. Selbstverständlich ist die All-Organisation sogar gleichzusetzen einer Einzelorganisation; denn ein jedes Ein-Teil im All-Sein Gottes ist zugleich ein Spiegel des Alles und trägt alle diese Stempel, diese Symbole, diese ewigen Abhängigkeiten in seiner Form eingeätzt. In unserer Welt also könnt ihr euch selbst sehen. Es klingt vielleicht merkwürdig. Aber diese Zäsur zwischen der feingeistigen Welt und dieser derber geistigen Welt, der ihr nun angehört für eine kurze Spanne eurer Lichtheit, im Ewigen gesehen, hat alle Merkmale gemeinsam, und alle Zielsetzungen strömen zusammen im Herzschlag Gottes.

In eurer Religion nennt man das “die ewige Seligkeit”. In jeder Religion werden andere Bilder gewählt, andere Symbole, andere Worte geformt. Wir sagen “LIEBE”. Denn die Liebe ist alles - sogar die Nicht-Liebe. Das ist eine unserer schwierigsten Erklärungen, die wir geben können, oder müssen, oder wollen. Daß in diesem Ausgewogensein Gottes sogar ein vorgesehener Platz des Nein-Sagens verankert ist. Das Vollkommene braucht auch einen Spiegel, um sich bewußt zu sein: “Ich bin glücklich!” als Vollkommenes. Und diese Alternative im Gottleibe also ist dieser freie Wille, etwas nicht zu wollen. Auch wir als sehr überschauende Wesen können euch nicht erklären, dieses letzte “Warum”. Da stoßen wir an Grenzen, die uns verschlossen bleiben müssen. Aber dieses Siegel Gottes der eigenen Entscheidung, zu bejahen oder zu verneinen, dieses Siegel tragen wir alle, genau wie ihr.

Auch wir freie Wesen sind in jedem Atemzuge, um mit euren Worten zu sprechen, in jedem Moment unseres Seins, aufgerufen, uns zu entscheiden: Welchen Weg willst du gehen? Welchen willst du vermeiden? Und es gibt in unserer Welt Negativ-Geister, Geistwesen, die in ihrer Verblendetheit oder in ihrem Nein-Sagen noch nicht einmal erfaßt haben, daß auch diese schwere Schulung auf eurer Erde eine Möglichkeit bietet, sich wieder einzupendeln in dieses ewige Pulsen Gottes.

Was ihr “Organisationen” nennt, oder Vereine, oder Staatsformen, das ist bei uns ein Bestehen; aber es ist ein freies Zusammenwirken. Wir wollen das so erklären: In unserer Welt ist ein jedes Wesen gestempelt durch gewisse Kriterien als Zugehöriges zu einer gewissen Form oder Entwickelungs-Stufe auch. Dieses Abzeichen, oder diese Erkennungszeichen, die wir tragen, sind geistiger Art. Wir können höchstens Vergleiche heranziehen aus eurer Welt. Wir sagen zum Beispiel, ein Wesen verströmt einen “Duft”. An diesen Düften erkennt sich ein jedes Geistwesen sofort; ob es harmoniert, oder sich abstößt zum Beispiel, einen unerträglichen Geruch eines Bruder- oder Schwesterwesens. Das kennt ihr sogar auf eurer Stufe der Entwickelung, daß ihr Wesen begegnet, die allein durch ein gewisses Odium, das ein Wesen an sich trägt, - daß euch ein solches Wesen sympathisch ist oder unsympathisch. Besonders bei den Tieren ist diese Art der Erkennung sehr ausgeprägt.

Wir sagen also, wir erkennen uns am Duft. Wir erkennen uns auch am Licht, an der Helligkeit, an der Strahlkraft, die ein Wesen um sich verbreitet; oder auch an der Dumpfheit der Farben, an der Dunkelheit, an der Lichtlosigkeit. Wir reagieren auf Schwingungen, die man vergleichen könnte mit “Frequenzen”. Wir reagieren auf Magnetismus. Das sind alles Vergleiche aus eurer Welt, aber sie sind unschwer zu übersetzen in das Fein-Geistige. Wir sind im Grunde viel feiner organisiert. Denn - jedenfalls in unseren überschauenderen Sphären - können wir uns nicht verstellen. Wir sind - so wie wir sind. Völlig nackt sozusagen. Wir haben heut zu Amaryllis etwas gesagt. Sie hat einen Brief erhalten von einer Freundin. Und in dem Brief stand zu lesen: “Ami, in deinen Diktaten steht so oft von der Angst zu lesen, die du hast. Warum hast du eigentlich Angst? Ich habe etwas ganz anderes gelesen, daß ein Wesen von der Angst entbunden sein muß, in gewissen Stadien...” Darauf haben wir gesagt: Ein Medium in diesem Stadium ist sozusagen völlig nackt vor seinen Menschen. Und das Schwerste für ein Menschenwesen ist, zu sagen: “Das bin ich”; ganz unverstellt, ohne Maske. Das bin ich als reiner Spiegel Gottes. Nichts weiter. Das ist das Schwerste, das man von einem Menschen verlangen kann.

Wir haben hier aussprechen wollen, daß die Wesen auf eurem Planeten als Individuen und als Angehörige in Verbänden - in einer Familie zum Beispiel, oder eines Stammes, oder eines Volkes, als Einzelwesen sich nie völlig ausleben dürfen in dem Sinne, daß ein Wesen darauf pochen würde zum Beispiel, “so bin ich und so müßt ihr mich akzeptieren”. Sondern in einem solchen Großkörper des Zusammenlebens auf eurem irdischen Planeten müssen die Einzelwesen sich angleichen, bis zu einem gewissen Grade jedenfalls, müssen gewisse Formen wahren - oder sollten es jedenfalls - sich nach gewissen Sitten und Gebräuchen richten. Und kein Wesen ist berechtigt, sich ganz vorbehaltlos auszuleben nach seinem Belieben.

Damit wollen wir sagen: Dieses Leben ist ein Kunstwerk und verlangt von euch, sowohl eure Eigenheit zu behaupten und zu bewahren, und zugleich zu versuchen, mitzuschwingen in diesen Großströmungen. Das ist oft sehr schmerzlich. Es geht oft gegen die eigene Überzeugung und Natur, das wissen wir. Gerade Amaryllis leidet darunter sehr, sich einzufügen in gewisse Gepflogenheiten, in gewisse Sitten. Aber ein Menschenwesen in eurer heutigen Entwicklungsstufe ist im Grunde in seinem Leibe unterworfen den Gesetzen eurer Erde und zugleich den Gesetzen des Geistes. Und diese Gesetze, die zusammengeballt sind in einem Menschenwesen, reiben sich oft sehr. Dieses Gleichgewicht zu leben, sich selbst zu sein und zugleich sich einzufügen in den Großleib eines Volkes zum Beispiel, das ist sehr schwierig. Und so ist es selbstverständlich, daß ein Menschenwesen fast verpflichtet ist, möchte ich sagen, gewisse individuelle Prägungen zu unterdrücken - aus Liebe zu seinen Mitmenschen, sich zu straffen, sich zu beherrschen, und zuweilen auch sich zu verstellen. Nicht um zu lügen, aber um gewisse Formen zu wahren, um nicht zu verletzen, zum Beispiel, um nicht herauszufordern. Selbstverständlich sind auch hier immer die Grenzen fließend. Und eigentlich ist nur eines bestehend: Die Liebe ist ein Signum auf eurer Stirn, das ewig brennen sollte, das euch veredelt und göttlich macht. Aber selbst sie Liebe ist manchmal gehalten, etwas zu verschleiern, zu beschönigen, zu verschweigen...

In unserer Welt ist - in den höheren Sphären jedenfalls - ein jedes Wesen ein Repräsentant von sich selbst. Und ein Medium, das in diesem Stadium jedenfalls die Fähigkeit verloren hat, sich zu steuern, ist uns sehr ähnlich. Es lügt nicht. Es ist ganz sich selbst. Und deshalb hat Amaryllis oft so Angst vor ihren Menschenbrüdern und -schwestern, und zwar gerade vor denen, die dieses Menschenwesen glauben gut zu kennen; und nicht verstehen, daß hier eine ganz andere Seele ihr Leben lebt, als es vielleicht den Anschein hat, vor fremden Menschen.

Wir Geschwister in unseren Sphären erkennen uns ganz genau am Selbst-Sein ohne Maske, ohne Verstellung. Und so erkennen wir auch ganz genau den Entwickelungsgrad eines Geistwesens, die Stellung... Ihr sagt “die Stellung in einer Hierarchie” - das hören wir nicht sehr gerne.
Das, was ihr “Sphären” nennt, oder Stufen, das dürft ihr euch nicht so vorstellen, als ob diese gleichgearteten Wesen in einem “Verein” zusammengeschlossen wären oder sogar an einem gewissen Orte zusammen wohnen würden oder leben, oder sich vervollkommnen. Sondern diese Geistheiten die atmen durcheinander in diesem Groß-Leibe Gottes, und sie reiben sich auch, und sie stören sich auch, genau wie bei euch. Da ist kein großer Unterschied. Auch wir sind gehalten, unser Sein immer wieder auszurichten auf die Liebe. Einzig in dem Moment, da wir Gott sind in aller Reinstheit, brauchen wir uns nicht mehr einzufügen. Wir sind Gott. Das soll nicht heißen, daß ihr nicht auch Gott seid - alles ist Gott, auch die Materie. Es ist nur der Grad der Reinheit, der Feinheit, der Fluidität, der uns vielleicht unterscheidet.

Die Zielsetzung, die du angesprochen hast... Ein Ziel ist uns allen aufgegeben. Ein Geistwesen wie wir, die wir einstens ausgeschert sind aus dem Vollkommenen, auch wir haben nur ein einziges Ziel, zurückzufinden in den Brutschoß von Vater und Mutter, die ihr Gott nennt - sehr ungenau, aber wir müssen uns dieses Wortes bedienen, um uns verstehen zu können. Und diese Zielsetzung durchtränkt unser ganzes Sein. Auch diese Arbeit hier mit Ami, und im Augenblick auch mit euch, ist ein Bausteinchen in diesem Gebäude des Lichtes, das wir aufführen wollen für uns und für Gott. Wir sind alle auf demselben Wege nach Hause.