31. Vortrag am 12. März 1982 in Ravensburg
Frage: Wir wollen wissen, wieviel Seelen aus dem Kreislauf der Wiedergeburt ausgeschert sind; das heißt, die es geschafft haben, ihr Karma so weit abzutragen, daß sie nicht mehr auf die Erde zurück müssen. Wie viele, und wie oft kommt es vor, daß jemand aus diesem Kreislauf ausscheiden kann?
Dieses, was du “Karma” nennst, sollten wir einmal genauer definieren. Denn eine Schwierigkeit besteht immer darin, daß gewisse Begriffe, die benützt werden, unter Umständen ganz verschieden ausgelegt werden. Dieses “Karma” ist also eine Art Webmuster? Ich weiß nicht, wie du es auslegst? Eine Lebenslandschaft einer Seele, die aufzeigt alle ihre Wege und alle Aufschwünge, die ein Wesen genommen hat? So haben wir es verstanden. Aber ...? “Ja" (sagt Herr B.). Ist es so ungefähr übereinstimmend? “Ja”.
Dieses Verfolgen eines Lebenszieles also, das einmündet in seinem letzten Ziele in ein Wiedererlangen einer verlorenen Position, die ein Wesen sich auflösen läßt im absoluten Gottesplane - dieses Lichtmuster - nicht Lichtmuster, Ami - dieses Gefecht einer Lebensbahn ist natürlich ein ureigenstes Werk einer Seele und ein solches Webmuster ist nie zu vergleichen mit einem andern. Es ist so ähnlich wie eine Lichtspur, die unverwechselbar einem einzigen Wesen zugeordnet ist. Und so ist auch ein Schätzen für uns gar nicht möglich einer Zahl, denn ein jedes Wesen legt auf seinem Wanderwege unterschiedliche Strecken zurück. Es gibt Wesen, die in ihrer Entwickelung so gehindert sind, daß sie als Menschenwesen tausende von Male geboren worden sind und vielleicht noch viele, viele Male diese Schule durchlaufen müssen. Und dann gibt es andere Wesen, die ein so göttliches Leben führen, daß sie als Gast nie wiederzukehren brauchen. Das ist allerdings sehr selten und bezieht sich auf das, was ihr einen Messias nennt. Aber in der Rechnung und der Mathematik könnte das auf jedes Wesen zutreffen, und es ist auch schon vorgekommen, daß ein suchendes und lernendes Wesen dieses letzte Feld in diesem Planeten durchlaufen hat und nie wiederzukehren brauchte. Denn in der Rechnung jedenfalls kommt jedes Wesen einmal zum letzten Mal auf diesen Planeten, um sich zu bewähren.
Dieses Rechnen mit Zahlen, das können wir nicht. Wir können nur eine gewisse Rechnung aufstellen - eine Gleichung eigentlich - denn unsere Ausbildung bezieht sich rein auf das Prinzipielle, auf das Grundsätzliche und nicht auf dieses Geschichtliche oder dieses Naturwissenschaftliche. Das sind andere Wesen.
Ein Karma also darf nicht verwechselt werden mit einer Vorzeichnung in dem Sinne, daß ein Wesen, das geboren wird, schon seine Schicksalslinien vorfände, seine gewissen Wegmarken, seine Prüfungen, seine Fixpunkte - das ist nicht richtig. Ein Wesen, das geboren wird, bringt auch seine Erfahrungen mit und diese Erfahrungen sind ein “Karma nach rückwärts” sozusagen. Aber was ein Wesen zu leben hat, auf diesem Planeten, das ist nicht vorbestimmt - das ist falsch. Denn ein Wesen, das sich einfügt in diese Zeit und in dieses Umfeld - dieses Wesen ist ja nicht unabhängig, sondern es ist verflochten in alle umgebenden Schicksale, in die Bezüge der Großfamilien oder Völker untereinander, in die Konstellation auch der Erde an sich, die ja auch ein Lebendes ist, ein Sternisches. Und so kann man ein Schicksal eines Menschenwesens nie voraussagen.
Ein Menschenwesen hat insofern sein eigenes Schicksal gewählt, als es eine eigene Planung vorgenommen hat; es hat sich vorgenommen, zu versuchen jedenfalls, genau diese Konstellation der Geschichte eines Volkes zum Beispiel, und in einem Mileu einer Familie ein Keimfeld zu suchen, in dem es eine Richtung nehmen kann, die dieses Wesen fordert und stählt. Denn ein jedes Wesen hat sich ja gewünscht sich zu vervollkommnen. Aber vollkommen zu werden ist immer ein Aktives, ein Bemühen. Und so hat sich jedes Wesen gewünscht, ein ganz bestimmtes Ziel anzusteuern.
Das also ist ein selbstgewähltes Schicksal, das ist richtig. Aber dieses Erfüllen ist nie vorauszusehen. Es ist ganz falsch, zu behaupten, “es ist mir vorbestimmt". Kein Wesen weiß, - das ist falsch, Ami - man kann von keinem Wesen sagen, was ihm vorbestimmt ist im einzelnen. Denn auch ein Lebensziel kann umgebogen werden durch ganz äußere Einflüsse. Und ein Wesen kann auch müde werden und sein Ziel aus den Augen verlieren, oder gar nicht finden, und hat somit sein Ziel verfehlt. Deshalb ist es so wichtig, zu definieren, was man unter diesem “Schicksal” oder unter diesem “Karma” versteht. Denn so viel Mißverständnisse auf der Welt treten auf durch den Gebrauch von Begriffen, die unklar sind oder mißverstanden werden. untereinander.
Ein Wesen also, das geboren wird, hat zwar ein Ziel gewählt, aber nirgends ist aufgeschrieben, auf welche Weise dieses Ziel erreicht werden kann und ob es überhaupt erreicht wird, und wieviel unvorhersehbare Zwischenfälle durch andere Schicksale, durch übermenschliche Eingriffe dieses Verfolgen eines Zieles aus der Bahn werfen. Ein Wesen also, das ein Ziel verfolgt und nicht erreicht, braucht deshalb nicht schuldig zu sein; denn dieses Verquicktsein mit allen Strömungen, die diesen Nährgrund eurer Erde durchpulsen, dieses Atmen aus einem Erden-Atem - das unterliegt nicht der Willkür oder dem Wollen eines Einzelwesens. Das ist ein Sammelschicksal, könnte man sagen, das sogar außerirdisch beeinflußt werden kann, zum mindesten in der “Rechnung”, muß ich wieder sagen. Es ist doch denkbar, daß auch ein sternischer Körper wie eure Erde zum Beispiel, durch irgendeine außerplanetarische Einflußnahme zerstört wird oder so aus dem Gleichgewicht kommt, daß ein Leben im Irdischen gar nicht mehr möglich ist. Das ist denkbar. Und alles was denkbar ist, ist auch eingebunden in ein System des ... der Schöpfung? Das ist gar nicht schlecht, Ami. Der Schöpfung?! Ein jedes Denken ist doch eine Schöpfung, Ami. Ein Gedanke ist doch eine Schöpfung.
Ami schaut ratlos um sich und sagt: “Es ist so merkwürdig - wo seid ihr denn alle?" Du wirst jetzt ganz tief schlafen... Dieses Wesen ist zur Zeit in einer schwierigen Schulung - ihr müßt entschuldigen! Wir wollen Ami erziehen, ganz unbewußt zu werden. Aber sie hat immer Angst... Wir haben das Thema nicht vergessen.
Dieses Wiedergeborenwerden also können wir nicht mit Zahlen benennen. Aber eines können wir sagen: Daß es Wesen gibt, die einzig ein Aufleuchten benötigen auf diesem Planeten, um reif zu sein zur Heimkehr. Und daß andere Äonen brauchen, um auch nur zu verstehen, warum sie hier sind. Das ist auch für uns in unserer freien Form gesagt. Auch bei uns gibt es Wesen, die - wir haben diese Zeitbegriffe nicht - die nicht verstehen wollen, daß einzig eine Selbstvollendung zur Kugel - im Bilde gesprochen - ein Dasein im Dunkeln ummünzt in Licht. Denn in unsrer Welt gibt es genug unwissende Seelen, die nicht einmal erkannt haben, daß ein Erdenleben eine Schule des Lichtes darstellt.
Dieses Einströmen in einen irdischen Leib kennen viele unserer Brüder nicht. Und sie sind so verdunkelt, daß wir sie nicht einmal anrufen können, weil sie uns gar nicht hören wollen. Und in unserer Welt wird niemand gezwungen, etwas zu wollen, was es eben nicht will. Das möchten wir einflechten, damit ihr seht, welche Heere von Dunkelseelen noch die Chance haben sollten, sich in einer solchen Dichtform zu bewähren. Wir können nicht einmal sagen, ob eure Erde so lange leben wird, bis diese harte Prüfung diese Seelen gereift hat. Das ist in Gottes Ratschluß begriffen, ob irgendwann einmal ein anderes Dichtfeld eine solche Menschensaat aufnehmen könnte - nicht “Menschensaat”, Ami - eine solche Einbürgerung erfahren könnte von Seelen, die hier einen Nährgrund finden und einen Keimgrund, in dem sie leben können. Das sind Fragen, die wir nicht beantworten können. Denn diese Fixierungen in Zahlen ist uns nicht gegeben - so wenig wie eine Zu-kunftsprognose für uns möglich ist.
Ich weiß, daß diese Beantwortung sehr unbefriedigend ist. Aber es wäre töricht und würde uns selbst beschämen, eine Antwort zu konstruieren, die uns nicht zukommt. Wir können also nur sagen: wir wissen es nicht; und ein Turnus der Wiederkehr ist in jedem Falle verschieden und ist nie vorauszusagen. Denn eine - ein Schicksal ist immer ein Seiendes, ein Bewähren im Augenblick und nicht ein Unausweichliches. Denn das widerspräche dem Adel einer Seele, die sich in jedem Moment ihres Daseins doch als Gotteskind selbst bewährt, indem sie die Freiheit hat, eigene Entschlüsse zu fassen und eigene Wege zu gehen. Ein Menschenwesen, das nicht die Möglichkeit hätte, ein Urteil zu fällen, ein eigenes Ziel und einen eigenen Weg sich zu bereiten, wäre nicht dieses göttliche Splitterwesen, wenn wir so sagen wollen, dieses Bestandteil einer eigenentscheidenden Seinsform und würde nicht verdienen, ein Gotteskind zu heißen. Deshalb ist es falsch, was gewisse Menschen sogar in ihren Religionen festlegen: Daß ein jedes Leben sozusagen verdammt ist, eine Spur einzuhalten, die diesem Wesen niemals die Möglichkeit gibt, auszuscheren oder einen eigenen Weg sich zurechtzulegen. Das wäre unwürdig. Und so können wir nur sagen: Ein Karma für die Zukunft gibt es nicht. Ein Karma ist das, was du mitbringst an Erfahrung. Ein Karma verstehen wir so, daß dieses Feld, das ein Seelenwesen beackert hat, unter dir liegt, oder hinter dir; aber was du aus diesem Angefangenen machen, willst, das ist nicht festgelegt. Außer in diesem einzigen Punkte, den du selbst bestimmt hast: Nämlich die Zeit, den Ort deiner Geburt - das haben wir schon oft erwähnt. Aber von diesem Moment ab, in dem ein Menschenwesen ein Mitglied, ein Bestandteil dieses Planeten geworden ist, von diesem Moment ab ist dir nichts vorgezeichnet, und niemand kann auch deine Zukunft voraussagen. Auch ein Absolutes ist dir nicht vorgezeichnet, außer deinem letzten Schicksal, in Gott zurückzukehren - das ist etwas ganz anderes. Aber es gibt keine Macht oder keine absolute Aussage, die einem Menschenwesen vorschreiben könnte, in welcher Linie dieses nächste Karma einmündet...