Amaryllis – ihre ‚Mission‘

AMARYLLIS

15. Vortrag 31. Oktober 1981, Tettnang

Frau M. stellt ihre Frage:

„Ihr habt euch die Mühe gegeben und sogar das Experiment gewagt, Ami also an den Rand des Wahnsinns zu bringen. Es muß also eine hohe Idee dahinter stehen, was damit erreicht werden soll. Was möchte Gott uns mitteilen?“

Antwort:

Das ist eine gute Frage. Es ist allerdings - da müßte ich etwas anders ausholen. Dieses Wesen hier, das wir Amaryllis nennen, oder Ami, und wir freuen im übrigen, daß ihr diesen Namen so aufgreift und so reizend aussprecht, das ist schön - dieses Wesen Amaryllis ist gerufen, das ist richtig. Aber das ist nicht alles. Ein jedes Wesen, das geboren wird, hat auch ein Ziel, warum es gerade in diesem Augenblick diese Lehrzeit absolvieren möchte als inkarniertes Wesen. Ein jedes Wesen hat ein gewisses - eine Konzeption? nicht ganz - einen Plan - oder ein Lebensziel, warum dieses Wesen jetzt und in dieser Familie und in diesem Volk geboren werden möchte. Das haben wir euch schon gesagt. Und wir haben auch gesagt, daß ein jedes Wesen dieses Programm vergißt mit seiner Geburt und versuchen sollte, dieses Ziel wiederzufinden in seinem Leben. Denn jedes Leben hat doch ein Ziel. Es gibt kein Leben, das zufällig wäre. Dieses Wesen hier, das wir Amaryllis nennen, hatte sich ein hohes Ziel gesteckt. Es wollte ein Medium werden als ein Zeugnis, daß eine geistige Welt existiert, die für von vielen Menschen heutzutage infrage gestellt wird.
Dieses Wesen hatte vor seiner Geburt sich das Ziel gesetzt, zu versuchen jedenfalls, als ein Anschauungsbild zu dienen, als eine Art Beweis, daß nicht nur eine geistige Welt existiert, sondern daß diese geistige Welt unter gewissen Voraussetzungen die Möglichkeit hat, durch ein Menschenwesen zu sprechen, sich bemerkbar zu machen, Lehren zu erteilen, Fragen zu beantworten. Es gibt so viele Menschen, die gerade in eurem jetzigen Zeitraum eurer Entwickelung in diesem völkischen Raume, die nicht wahrhaben wollen, daß ein Leben nur ein Bausteinchen ist, nur ein Durchgang, den ein Wesen auf sich nimmt, um zurückzufinden in Gottes Mutter-Vater-Schoß, aus dem es sich einmal entfernt hat.

Dieses Ziel also hatte sich dieses Wesen gesetzt, es möchte ein Beweisstück sein oder ein Demonstrations-Objekt, an dem abzulesen ist, wie stark eine solche Beeinflussung aus der geistigen Welt sein kann; daß sie ein Menschenwesen lähmt, daß dieses Wesen nur noch ein Gefäß bildet, ein Werkzeug, das wir benützen dürfen. Um dieses Wesen zu erinnern an seine Lebensaufgabe, haben wir Heere von Helfern einsetzen müssen. Amaryllis hat alles vergessen und war solchen Dingen überhaupt - nicht „abgeneigt“, das kann man gar nicht sagen - unwissend gegenübergestanden. Wir haben die Träume zu Hilfe genommen, um dieses Wesen aufmerksam zu machen, und sie hat dieses Schulungsfeld durchlitten, möchte ich sagen, und dieses letzte Mysterium das sie erfahren hat. Sie hat es nicht gewußt, in der letzten Konsequenz. Aber ihre Seele hat mit mir gesprochen, und sie hat es hingenommen - die Seele hat es hingenommen. Mit allen Risiken, die damit verbunden waren. Und ich glaube, wie ich unser Kind jetzt betrachte, hat sie es nie bereut. Obgleich damit verbunden ist eine viel größere Berührbarkeit und ein bohrendes Heimweh, zu uns kommen zu dürfen.
Das ist eine - vielleicht „Gefahr“ ist zu viel ausgedrückt - aber eine Konsequenz, die du tragen mußt, Ami. Dieses Heimweh, das sie manchmal ganz überwältigt, bei uns bleiben zu dürfen. Dann möchte sie nicht zurück zu euch, und das darf nicht sein. Dann müssen wir sie fast mit Gewalt zurückholen, wenn dieses Wesen so selig ist bei uns in diesen freien Räumen des Schwebens...

Du fragst: „Dann muß diese Aufgabe groß gewesen sein...“ Diese Aufgabe ist groß. Und sehr undankbar. Es ist ein Opfer. Es ist ein ewiges Ausbluten, das mehr Ablehnung erfährt als Zustimmung - aus Unwissenheit oder aus Angst oder - es gibt viele Komponenten. Alles Ungewohnte wird zunächst abgelehnt, lächerlich gemacht. Das, was wir „groß“ nennen, ist eine Aufgeschlossenheit, Wahrheiten aufnehmen zu können oder jedenfalls zu versuchen, solche Offenbarungen, die wir euch geben dürfen aus unserem Wirkungskreise, wenigstens einmal zu überdenken, vielleicht als gut und logisch zu befinden. Und das sind alles nur Hilfsmittel, um eure Seelen zu nähren, um euch Glück zu schenken, Liebe und Mut. Wir wissen, wie mutlos die Menschen zur Zeit sind, wie verzweifelt viele jedenfalls, die, die denkend sind und die ein feineres Gespür haben für die schrecklichen Gefahren, in denen die Menschheit wirklich schwebt. Und zwar gar nicht nur mit ihren Bomben und mit ihren Kriegen, sondern mit ihrer moralischen Entwickelung. Diese Gefahren, die sind groß, und diese gängigen Hilfsmittel, die man euch gegeben hatte, zum Beispiel in eurem Glauben, die sind erschüttert. Sie haben nicht mehr diese Überzeugungskraft, jedenfalls nicht beim Gros eurer Bevölkerung. Der beste Beweis ist dieses Sich-Hinwenden zu diesen ganz anderen Arten der Gottfindung in der Meditation zum Beispiel. Das ist etwas sehr Gutes und sehr Schönes. Und wir freuen uns, daß gerade aus diesem Kreise so viele Menschen - nicht „so viele“, das wäre übertrieben - aber immerhin doch zum Beispiel ihr, teilweise, gekommen seid, nur um zu hören einmal. Wir sind weit davon entfernt, ein Wesen zu bedrängen oder das, was wir sagen, als einzigen Einstieg zu erklären, der zu Gott führt. Es gibt unendlich viele. Denn ein Universum besteht aus unendlich kleinen Teilen. Und so hat jedes Teil dieses Universal-Leibes einen eigenen Weg, den es gehen kann.

Aber es gibt gewisse Strömungen, die diese Seelen zusammenführen, und das ist ein gutes Hilfsmittel. Die Einsamkeit, das wißt ihr selbst, ist ein großer Schmerz, der in einem Menschen brennt, aber dieses Strömen in eine gleiche Richtung, das ist wie ein Verteilen des Schmerzes auf viele, eine Erleichterung der Last, dieses Leben zu tragen. Ja.

Es ist eine gewisse Umbruchzeit bei euch, das wissen wir. Und dieses Medium also ist gerufen, ein winziges Bausteinchen beizutragen, oder jedenfalls zu versuchen, eine Hilfe zu geben solchen suchenden Seelen, die unsicher sind, die wankend geworden sind in ihren Überzeugungen, oder in den Überzeugungen, die ihnen eingegeben werden sollen, und die sie nicht mehr annehmen können.

Aber ein Wesen, das glücklich sein möchte - in der schönsten Form des Ausdrucks, das ist angewiesen auf geistige Werte. Ein wirklich glückliches Wesen - als Mensch - ist nicht zufrieden mit diesen reinen Befriedigungen von diesen äußeren - von diesem äußeren Hunger möchte ich sagen, eines Körpers und auch einer Seele. Und eine solche Übertragung wie heute zum Beispiel könnte doch eventuell eine Nahrung einer Seele darstellen, die hungrig ist, und die vielleicht nun Appetit bekommt auf eine weitere Speise. Das hoffen wir. Durchaus hoffen wir das. Das also war das Ziel, das sich dieses Medium gesetzt hatte, und das es vergessen hatte, und das es jetzt wiedergefunden hat. Nach großen Opfern und großen Anstrengungen aus der geistigen Welt, das müssen wir auch dazusetzen. Es ist nicht so leicht, gerade in eurer Zeit, da alles so laut ist und so derb und so anonym, eine Seele zu erreichen, die so aufgefressen ist von diesen irdischen Aufgaben. Das war das Risiko, das wir alle auf uns genommen haben -wir Gottesboten und auch dieses Menschenwesen Amaryllis. Und wir achten es als etwas Großes, daß die geistige Welt Speisen gibt der Liebe.

Und jetzt wird Amaryllis sofort aufwachen.

Pause und Gedankenaustausch des Kreises

Fortsetzung:
Was möchte Gott durch dieses Medium übermitteln? Dieses Medium ist erstens in sich selbst ein Beweis der geistigen Welt; das ist unser allererster Programmpunkt: Die Menschen zu überzeugen, die noch nicht so weit sind in ihrer Betrachtung und in ihrem Denkvermögen, es gibt eine geistige Welt, in die diese irdische Welt eingebaut ist in einer etwas verdichteten Form, und diese geistige Welt hat die Kraft und die Möglichkeit, unter gewissen Voraussetzungen so sich zu offenbaren, daß dieser Offenbarung fast eine Beweiskraft zukommt. Das ist sozusagen die unterste Stufe von diesem Programm, wenn wir es so nennen dürfen.

Darüber hinaus ist dieses Werk, was Amaryllis im Augenblick in Angriff genommen hat, nämlich diese Diktate, die sie aufnimmt und schreibt - dieses Werk, so möchte ich es nennen, es ist eines - ist in seiner Art sehr Original. Das heißt, es stützt sich auf keine einzige bis dato festgelegte Lehre, die in Büchern niedergelegt ist oder die als Glaubensrichtung propagiert wird. „Propagiert“ ist nicht richtig, Ami. ...die eine gewisse Organisation gebildet hat, in der diese Lehre verkündet wird. Diese Diktate, wie wir es nennen, oder Lektionen, sind zwar diktiert von einzelnen Experten und Spezialisten, wie zum Beispiel Planta, Jara oder Eniasch oder wie sie heißen - Davíd - aber diese Geistwesen werden angeleitet von übergeordneten Lehrern und Wissenden und Weisen, die eine jede Aussage mitverfolgen und augenblicklich korrigieren würden, wenn sie falsch wäre. Dieses schriftliche Niedergelegte in diesen Blättern ist allerdings in der Form nicht geeignet, um zum Beispiel die Grundlage für eine solche Glaubensorganisation abzugeben. Denn diese Diktate die setzen voraus die Fähigkeit eines ganz anderen Denkens und Betrachtens; zum Beispiel ein Aussprechen in Symbolen.

Diese Diktate also sind zu vergleichen eurer Bibel. Das klingt sehr anspruchsvoll und arrogant in euren Ohren, vielleicht, oder sind zu vergleichen irgendeinem Werke aus irgendeinem Geisteszentrum, das Einfiltrierungen aus der geistigen Welt erhalten hat durch - was ihr Propheten nennt, oder Seher und niedergelegt worden sind in Schriften oder durch mündliche Überlieferung über die Jahrtausende hinweg, und dann irgendwann einmal aufgeschrieben worden sind. Es ist nicht so, daß es nur ein Gotteswort gäbe, das Jesus Christus verkündigt hat in eurer christlichen Religion.

Die Gottheit hat immer die Möglichkeit, durch Wesen, die keine Messiase sind und keine Propheten, sondern ein Menschenkind, so wie Amaryllis, das täglich seine Arbeit vollbringt und sich in nichts unterscheidet von allen anderen Menschenwesen, - selbst ein solches Wesen kann unter Umständen ein Sprachrohr Gottes sein. Und dieses Wesen ist eines.

Ich weiß, daß Amaryllis selbst ganz entsetzt ist über dieses Wort, obgleich sie es weiß. Aber es ist etwas ganz anderes, etwas zu wissen, als Kleinod zu bewahren im Herzen, als daß dieses Wissen ausgesprochen wird vor fremden Ohren. Es ist auch gefährlich. Denn ein Wesen, das so etwas ausspricht, kann unter Umständen geistig getötet werden. In früheren Zeiten hat man etwas ganz anderes gemacht, das wißt ihr selbst, daß man solche Menschen getötet hat unter Qualen, unter Umständen. Heute hat man andere Mittel, subtilere, die im Endeffekt nicht anders sind oder noch grausamer. Eine Seele zu quälen unterscheidet sich in nichts als einen Körper zu quälen. Und daß man eine Seele verletzen und quälen kann, das wißt ihr alle. Vielleicht aus eigener Erfahrung.

Dieses Sprachrohr, das sich Gott gebaut hat also soll singen. Und ein Lied soll nicht nur erfreuen, es soll aufrufen. All diese Diktate, die Amaryllis für euch singt, sind keine Lektüre, die sich liest wie ein Roman oder ein Traumbuch. Dazu gehört eine große geistige Schulung, eine Disziplin. Und diese Offenbarungen werden sich vielleicht erst erschließen, wenn man über sie diskutiert hat oder oft und oft überdacht und sie dann ein Einklang bringen kann zu eigenen Erfahrungen und nicht zuletzt in Einklang bringen kann zu diesen anderen Offenbarungen aus anderen Sphären der Weltgeschichte aus anderen berufenen Mündern, die gesungen haben für Gott. Alles was eine absolute Wahrheit ist, klingt immer gleich. Und eine absolute Wahrheit ist nicht angewiesen auf ein Eingefangensein in Schriften und Büchern. Sie wird sich immer hindurchdrängen, wie ein Lichtstrahl, der durch die Wolken bricht. Dieses Sich-Berufen auf Bücher hat auch seine Gefahr. Eine jede Zeit bringt die Propheten hervor, die sie braucht, die dieser Zeit etwas voraus sind und die aufrufen wollen, neue Gedankengänge zu - abzufühlen, durchzudenken. Aber jeder Prophet ist auch ein Kind seiner Zeit, in der er lebt, die Umgebung. Ein jedes Wesen ist gefangen in die Familie, in das Volk, in die Zeitläufte, in die politische Konstellation; und so ist auch jede Prophetie irgendwo eingefärbt in die Mentalität der Zeit, in der dieses Wesen gelebt hat. Wird eine solche Lehre eingefangen in Bücher und Schriften, so besteht immer die Gefahr, daß Menschen sich mehr an den Wortlaut klammern, an die äußere Hülle des Begriffes, als an diese eingefangene Geistheit, die webt in diesen Worten. Es ist übrigens sehr schwierig, auch für uns, die - das Material zu finden, in eurem Sprachschatze, das wir befruchten können mit unseren geistigen Strömungen; denn es gibt für viele geistige Bestände - hier gibt es einfach keine Worte, in eurer Normalsprache. Wir müssen sie fast neu bilden. Und sie streifen immer nur ungefähr. Das ist die Fessel, die unseren Übertragungen angelegt ist. Die müssen wir tragen und auch ihr. Aber wir glauben, daß gerade durch solche Fragen, die ihr stellt, doch eine gewisse Annäherung eintreten könnte zu dem, was wir ausdrücken wollen und zu dem, was ein inkarniertes Wesen noch auffassen kann, dem ganz gewisse Grenzen gesetzt sind im Trinken von geistigen Strömen.- Allein durch seine Einkörperung sind gewisse Grenzen gesetzt, die ein Übermitteln auch für uns oft so enorm schwierig macht.