Kreuzfeuer der Erkenntnis

AMARYLLIS

16.6.1988

Jede Literatur ist die Vergeistigung deiner selbst im Affront mit aggressiven Wellen aus der unendlichen Facettierung alles Existierenden, die einzig sich vermählen im Wirbel deiner ur-kräftigen Potenz. So ist ein Wort geboren aus der einmaligen Kreuzung von Auge und Erkanntem, oder anders ausgedrückt: Die Explosion deiner Wesenheit in das Wort ist dein Beitrag im Kreuzfeuer des Bewußtseins.

Fliegende Antennen sind wie Spiegel, die einzig ansprechen auf Lichtsignale und Farbtöne, die entsprechen der reziproken Natur der Welle und dem schicksalhaften Lichtreflex aus dem absoluten Licht. Auch du sendest suchendes Licht und tastest die Felder ab, nach einem Ant-litz, das aufleuchtet in deinem Blick und dich zurückwirft als dein Objekt. Alles Erfahrbare und Bestimmbare atmet in deiner Welle; auch eigenes Un-Gut findet deine GegenWart als Herausforderung des Gin'schen Aspektes der Neigung zum Sich-Zurückziehen in die ausschließliche Innenwelt, um auszuweichen in das Unverbindliche und Unverantwortliche. Erinnere dich doch! Lin hat gesagt: “Es ist wertvoller, im Tun zu verbluten, als im Nicht-Tun aus Angst vor Wunden keinen Widerpart zu finden. Warum, Gin fürchtest du dich vor dir selbst? Hast du nicht gelernt, Ausfälle zu parieren?” Gin aber ergriff den Kiri und warf ihn in den Brunnen. “Ein Kiri, Lin, ist nicht meine Waffe. Ich wehre mich mit Argumenten, die schlagender sind als die Künste der Schwerttänzer. Warum, Lin, ziehst du dich selbst zurück in das Unverbindliche und Unausgesprochene? Ich weiß genau, in welchen Spiegel du blickst. Schau mich an! Hast du Angst vor dir selbst?” “Deine Frage, Gin, verletzt mehr als ein Giftpfeil. Du hast recht. Die tödlicheren Wunden bluten nach innen. Im Licht der Verantwortung leuchtet dein Antlitz im trigonometrischen Punkt der Göttin.

Amen
Lin