Die Mystik des Absoluten

AMARYLLIS

4.2.1985

Aradura spricht über die Mystik des Absoluten

Blättere einmal in Dais Buch der befreiten Bilder, um zu finden die Seelen der Steine und der heiligen Stirnen der Karyatiden. Du hast gesprochen vom Druiden. Du hast gesagt: “Keine Schrift und kein Stab der Sonnenuhr messen und deuten die vermeintliche Zeit und Erkenntnis. Woraus ich blühe und träume, ist die Matura. Einzig ich allein weiß. Meine Sonnenuhr kreist um sich selbst im Spannungsfeld der Höchst-Spannung oder absoluten Ladung.” Der Druide hat gesagt: “Bedenke das unreflektierte Licht. Dieses absolute Prinzip ist die Spiegelung des ausgelöschten Bewußtseins. Lebendige Uhren leben im Rhythmus der Lebenswellen. Ihre Zeiger entfallen, und ihre Winkel annullieren sich zum Seienden in der entbundenen Zeit. Ich habe einen neuen Namen für dich: Ich nenne dich “Matura”.”

Der Druide sagt: “Es gibt keine Offenbarung und kein Lichtbild. Die Reifen sind vollendet durch die eigene Gewichtigkeit am Ur-Baum. Ihr eigenes Gewicht läßt sie sich lösen vom Bild zum erlösten Absoluten. Die reife Frucht gleicht der Kugel, deren Koordinaten annulliert sind in das Geschlossene Bewußtsein, das in sich selbst vibriert.

Du hast dich immer gewehrt, zu übernehmen die Bilder und Ansichten im Winkel fremder Blicke. Was du unbewußt immer gewußt hast, ist die Gleichrangigkeit der Wellen, die bewegen das Leben an sich. Was du errungen hast, unterliegt dem Absoluten und schwingt im unreflektierten Licht, das ist, weil es ist. Gin hat gesagt: “warum soll man denken, was ist?” Und Matura sagt: “Warum soll man glauben, was man ist?”

Sirius bedankt sich bei Lin. Seine Schulung greift noch heute in die Speichen deines Uhrwerks, das als Sonnenrad genährt wird vom absoluten Licht und getrieben wird auf dem Rummelplatz deiner Wahl. Was du gewählt hast, mußt du abschreiten im Wissen darum, daß jedes Ziel der Anfang ist und daß die Metaphern nichts sind als Übereinkunft und Schatten des Absoluten. Du sagst: “Das Absolute hat keinen Schatten.” Hier versagt die Metapher. Was man sprechen muß, ist gebunden in die Grenzen des Steins, der gefaßt ist in das Tun und Leuchten. Wer tut und leuchtet, hat erfaßt, daß eine jede Offenbarung entzündet absolutes Licht in der Lampe, die unsichtbar erhellt den Bannkreis um den Kiri der als Einhorn der Zeiger ist in der Uhr der Matura. Wohin dein Schatten fällt, zeugt sich Licht.

Vergiß nie, was man lebt, ist nie zu sprechen, und was man erlebt, gleicht dem Bild ohne Gesicht. Was du vermitteln kannst, trägt einzig die Meißelung auf dem Grunde der Gemme; was du singen kannst, ist nicht mehr als die Schwingungen, die noch erreichen einen Empfänger. Jedes Gott-Erleben löst sich auf in dein eigenes Gott-Bild, das als Matura sich löst aus der Bindung in das Ich, um zu verlöschen im Allfeuer der Liebe.

Dieses Blatt ist das Blatt der Treue auf dem Titelblatt der Tigerlilie. Der Druide sagt: “Titelblätter wachsen im Lebensbuch der Heiligen Schrift, die sich erschließt nur dem Titelträger und der Matura. Niemand wird verstehen die Mystik auf dem Grunde des Brunnens als allein die Wellen. Aber es gibt Durstige, die schöpfen wollen aus den anonymen Brunnen der Liebe; für sie speist die Quelle die steinerne Fassung unerschöpflich. Dieses Geschenk ist eine Leihgabe und passiert einzig die Schleuse des Wasserschlosses, um zu verströmen dich und Pan.

Amen
Aradura