Aramischna: Ich habe gesagt, ich versuche, ein gewisses bestehendes Mißtrauen gegenüber diesem unbekannten Lehrer einzuschmelzen und aufzulösen in eine Quelle aus Stillhalten, Aufmerksamkeit, Liebe und Vertrauen. Dieser überraschende und unvorhergesehene neue Lichtbote ist allerdings für dich insofern erwünscht und gefordert, da dieses schwierige Eingreifen und methodische Abwürgen einer Wirkseele einen allzugroßen und belastenden Dienst deiner bisherigen Trainer, Beobachter, Lebensbewahrer und Mitkreisenden bedeutet. Es ist in deinem eigenen Interesse, diesen zusätzlichen Fachmann und Spezialisten lehren zu lassen. Dieser Gelehrte ist gerufen worden auf Drängen deiner einmütigen Bruderschaft und auch auf Einladung Aramischnas. Du sollst nicht glauben, eine zuweilen wechselnde Zusammenstellung und Umschichtung deiner Mitbrüder habe keinen Sinn und Zweck. Auch dieser Gelehrte ist unabdingbar, ja sogar Voraussetzung und Vorbedingung für eine erfolgversprechende Operation – Operation!? Ja, Ama – deines Kehlkopfes.
Ich verstehe dein Entsetzen. Aber eine derartige Operation ist doch nur eine Bearbeitung eines Leichtkörpers und Lichtleibes. Solche Operationen sind dir doch gar nicht neu. Du hast doch gefühlt, sogar gesehen, als ein Speer dich durchbohrte. Nicht anders wirst du dieses kurze Eindringen eines Pfeiles bemerken, der eine Öffnung gräbt in eine geschlossene Wunde an deinem Hals. Diese Wunde erinnert dich an einen Schnitt eines Veda. Und dieses vernarbte Lebensmal müssen wir wieder fließen lassen. Ana – es ist schwer, eine geistige Eingriffnahme und Markierung auszusprechen mit menschlichen Worten. Du mußt dich freimachen von Vorstellungen aus einer irdischen Welt mit ihren Risiken, Folgen und Komplikationen. Du wirst sofort sehen, daß dieser Aufschrei deiner erschreckten Seele einer wunderbaren Erleichterung und Befreiung weicht.
Amen
Aramischna
Demian: Es ist schon vorbei. Ich habe es gar nicht bemerkt. Nun? War es schlimm? Hast du mich lieb? Sag ja. Ich weiß nicht einmal, wie du heißt. Das werde ich dir sagen. Ich bin Demian.
Amen
Daniél: Du hast gesagt, ich schlafe? Ich habe nur geruht. Und auch du hast ausgeruht und dich erquickt und bemerkt, daß ein Demian dieses gebahnte Ventil benützt als Regulator und Weg, um zu vermeiden, daß ein Einfluß in deine Fülle unerträglich und auflastend gefühlt wird. Er selbst hat ein Blutbett? oder einen Kanal geöffnet und sogleich benützt. Dieses Öffnen garantiert einen Ausgleich und eine verträgliche Belastung eigener Schwerstrahlen und schont dieses schwer angegriffene und überwältigte Strahlenfeld. Eine solche Schonung gibt dir die Gewähr, daß auch eine anstrengende und tiefgreifende Narkose einer gelähmten Seele Frische, Spannkraft und Erneuerung geschenkt wird und ihr Einsatz keine Ermüdung, Erschlaffung, Minderung und Kraftverlust erzeugt. Wir sind bestrebt, ein Entnehmen augenblicklich auszugleichen und zu entschädigen. Wir wissen sehr wohl, daß ein Medium nicht noch mehr gefordert werden darf. Ein Medium ist angestrengt und verpflichtet in seinen irdischen Belangen und Forderungen. Es wäre unritterlich, unsere Belastungen zusätzlich einem sich opfernden Medium aufzubürden. Eine Arbeit darf nicht als Sklaverei oder unmäßige Verpflichtung gefühlt werden. Wir wollen doch eine mediale Schwester betrachten als anvertrautes kostbares Gut.
Amen
Daniél